2. LICHTERFEST

 

Zeitpunkt: Das Lichterfest ist das 2. Fest im Jahreskreis und findet als Mondfest am 2. Vollmond nach der Wintersonnenwende (Julfest) statt.

Es gibt auch die Auffassung dieses Fest in jedem Jahr am 01.02. zu feiern, die ich aber nicht teilen kann, da Mondfeste in Vollmondnächten gefeiert werden. Eine Vollmondnacht genau am 01.02. eines Jahres wird nur sehr selten anzutreffen sein.

 

Bedeutung: Das Lichterfest stellt ungefähr die Mitte des Zeitraums zwischen der Wintersonnenwende und der Frühjahrs-Tag- und Nachtgleiche dar. Die Tage sind schon wieder merklich länger geworden und die dunkle Jahreszeit, in der man im Dunkeln das Haus verlässt und auch im Dunkeln wieder Heim kommt, ist nun zuende; daher stammt auch der Name Lichterfest. Man feiert zu dieser kältesten Zeit des Jahres auch, daß die Kälte ihren Höhepunkt erreicht hat. Die Wintervorräte neigen sich nun ihrem Ende entgegen und nicht selten begannen früher zu dieser Zeit des Jahres Hungersnöte. Die Fastenzeit bei den Christen geht genau aus dieser Tatsache hervor, auch wenn sie dort zu propagandistischen Zwecken umgedeutet wurde. Mit dem Lichterfest beginnt im germanischen Jahreskreis der Frühling.

 

 

RITUALVORBEREITUNG

 

1. Waschen: Ein Heiligtum, bzw. ein Festplatz darf nur gewaschen, rasiert und in sauberer und ordentlicher Bekleidung betreten werden, denn im Heiligtum trifft man sich mit den Göttern. Der Respekt den Göttern gegenüber macht es selbstverständlich, ihnen nicht wie ein Lump gegenüber zu treten und sich zuvor zu pflegen. Neben dem Respekt und der Höflichkeit gegenüber den Göttern hat das Waschen aber auch einen direkten spirituellen Aspekt, der für das Gelingen eines Rituals von großer Bedeutung ist.

Mit dem Waschen entfernt man nicht nur Schmutz im materiellen Sinne vom eigenen Körper, sondern ein Bad reinigt auch Geist und Seele. Wohl jeder kennt die entspannende und befreiende Wirkung eines warmen und gemütlichen Bades. Danach fühlt man sich von Streß und den Problemen des Alltags befreit und gelöst. Eben jene entspannte und befreite Stimmung ist die Vorraussetzung, um mit Göttern und Geistern beim Ritual in positiven Kontakt zu treten. Ein Bad vor dem Ritual ist also Pflicht und nicht nur für den Goden, der das Ritual leitet, sondern für alle Festteilnehmer.

 

2. Wanderung zum Heiligtum: Die Festgesellschaft trifft sich an einem verabredeten Treffpunkt und wandert gemeinsam zum Heiligtum. Die Wanderung dient der Einstimmung auf das folgende Ritual und zur Einkehr innerer Ruhe. Sehr unterstützend, wenn auch nicht zwingend notwendig, ist dabei das Verräuchern von Kräutern und Zauberpflanzen. Dazu trägt der vorrausgehende Gode eine entzündete Räucherschale mit den passenden Kräutern. Psychoaktiv wirkende Zauberpflanzen finden an dieser Stelle ebenfalls eine passende Verwendung. Beim Betreten des Heiligtums spricht jeder Teilnehmer das kurze Gebet:

Heil Asen, heil Asinnen und allen hochheiligen Göttern!

 

3. Schmücken der Altars: Nach dem Betreten des Heiligtums packen die Festteilnehmer ihre mitgebrachten Opfergaben aus und legen sie auf den Altar. Die Opfergaben werden optisch ansprechend verteilt und dazwischen Kerzen und Teelichter entzündet. Als Opfergaben geeignet sind natürliche und der Jahreszeit entsprechende Dinge.

 

 

RITUAL

 

1. Hornsignal: Der Gode steht im Norden des Heiligtums und blickt nach Süden zur Festgesellschaft. Er bläst dreimal das Horn und bittet um Ruhe und Aufmerksamkeit:

Ich gebiete Ruhe in Allvaters Versammlung!

 

2. Begrüßungsgebet: Die Festgesellschaft spricht zur weiteren Einstimmung zusammen mit dem Goden folgendes Begrüßungsgebet:

(Strophen 3 und 4 aus dem Sigdrifumal der Lieder Edda)

Heil Dir Tag, heil euch Tagessöhnen, heil Dir Nacht und nährende Erde:

Mit unzorngen Augen schaut auf uns und gebt uns sitzenden Sieg.

Heil Euch Asen, heil Euch Asinnen, heil dir fruchtbares Feld!

Wort und Weisheit gewährt uns Edeln und immer heilende Hände!

 

3. Anrufen der Naturelemente: Nun werden in Richtung der dazugehörigen Himmelsrichtungen die vier Naturelemente angerufen. Diese vier Elemente sind Erde, Luft, Feuer und Wasser und werden in der germanischen Mythologie durch vier Zwerge mit den Namen Nordri, Austri, Sudri und Vestri personifiziert. Jedes Element und seine Kräfte werden mit einem zugehörigen Spruch gerufen und zum Fest eingeladen. Als Grundlage allen Lebens gehören die Elemente und ihre Kräfte unabdingbar zu einem naturreligiösen Ritual und sollen dabei ihre Kräfte entfalten; d.h. sie sollen auf die Ritualteilnehmer und auf die umgebende Natur positiv rückwirken.

1. Norden (Erde): Heil Nordri, Wächter des Nordens! Heil, Kräfte der Erde, die sich nun erneuern und neues Leben gebären. Wir rufen Euch und laden euch ein zu unserem Fest!

2. Osten (Luft): Heil Austri, Wächter des Ostens! Heil, Kräfte der Luft, die bald lau und milde den Frost bezwingen. Wir rufen Euch und laden Euch ein zu unserem Fest!

3. Süden (Feuer): Heil Sudri, Wächter des Südens! Heil, Kräfte des Feuers, das mit neuer Kraft Licht und Wärme bringt. Wir rufen Euch und laden Euch ein zu unserem Fest!

4. Westen (Wasser): Heil Vestri, Wächter des Westens! Heil, Kräfte des Wassers, daß frei vom Eis neues Leben hervorbringen wird. Wir rufen Euch und laden Euch ein zu unserem Fest!

5. Zentrum: Heil, ihr guten Kräfte von Erde, Luft, Feuer und Wasser. Kräfte des göttlichen um uns und in uns, die alles durchdringen. Wir rufen Euch und laden Euch ein zu unserem Fest. Erfüllt uns mit Euren Gaben, mit Weisheit und Stärke und mit dem Segen der Götter, Heya!

 

4. Anrufungen der Götter: Die Götter werden vom Goden angerufen und zum Fest eingeladen, damit sie mit ihren Kräften im Heiligtum zugegen sind. Das ist die Vorraussetzung dafür, das sie ihre Opfergaben entgegennehmen und auf Bitten und Fragen der Menschen eingehen können.

Der Gode geht im Sonnenlauf (Uhrzeigersinn) vom Altar im Norden des Heiligtums an den südlichsten Punkt und nennt den Gott Ziu, während er zum Nordhimmel schaut. Anschließend geht er weiter, bis er im Osten ankommt und nach Osten blickend mit Donar den ersten Gott anzuruft und geht bei jeder Gottheit ein Stück weiter. Wenn er Widar anruft, sollte er wieder im Osten angekommen sein. Von dort geht er weiter in den Süden und spricht nach Norden auf die Erde schauend den letzten Satz der Götteranrufungen. Zuletzt geht der Gode zurück zum Altar im Norden des Heiligtums, das er somit dreimal umrundet hat. Mit diesem Ritual werden nicht nur die Götter angerufen, sondern auch ein Schutzkreis um das Heiligtum gelegt.

(Ableitung aus dem Grimnismal der Lieder Edda)

Ich rufe Donar in Bilskirnir, seinem Palast mit den 540 Gemächern.

Ich rufe Uller in Eibental, wo er seinen Saal erbaut hat.

Ich rufe die heitern Götter in Walaskialf, wo Wodan seinen Thron hat.

Ich rufe Frigg in Kleinodheim, mit Wodan trinkt sie alle Tage da selig aus goldnen Schalen.

Ich rufe Wodan in Gladsheim, in Walhalls weiter Halle.

Ich rufe Skadi in Thyrmheim, die dort ihres Vaters alte Veste bewohnt.

Ich rufe Balder in Breitglanz, die Gegend wo ich Greuel am wenigsten lauern weiß.

Ich rufe Heimdall in Himmelsburg, der Wächter der Götter tinkt in wonnigem Hause süßen Met.

Ich rufe Freyja in Folkwang, dort wählt sie täglich der Wallstatt andre Hälfte.

Ich rufe Forseti in Glastheim, wo er thront und allen Streit schlichtet.

Ich rufe Njörd in Noatun, ohne Mein und Makel waltet er des hohen Hauses.

Ich rufe Widar in seinen Land Widi, da ist der Sohn den Vater zu rächen bereit.

Ihr hochheiligen Götter in Euren Häusern ich habe Euch gerufen, nun schaut heute her in diesen Opferwald und seit zugegen bei unserem heiligen Fest!

 

5. Feuerentzünden: Der/die Hilfspriester, oder ausgewählte Festteilnehmer entzünden das Feuer, dabei muß Ruhe herrschen. Sobald es entzündet ist, weiht der Gode das Feuer mit dem Hamarsmark und folgendem Weihespruch:

(Aus den Strophen 56 und 57 des Havamal der Lieder-Edda)

Brand entbrennt an Brand, bis er zu Ende brennt, Flamme belebt sich an Flamme. Feuer ist das beste dem Erdgebornen und der Sonne Schein. Donar weihe dieses Feuer!

 

6. Festrede/Edda-Teil:

Wir treffen uns hier in dunkler Winternacht, zur kältesten Jahreszeit. Doch bemerken wir, die Sonne ist längst neu erwacht und der nächste Frühling nicht mehr weit. Das Licht kam in die Welt und erhellte sie, die von Finsternis umfangen war. Das strahlende Licht aus der Höhe kam zu uns und leuchtete denen, die in Finsternis und im Dunkel des Todes saßen.

Aus der Prosa-Edda (Jüngere Edda) in der Übersetzung von Karl Simrock -Skirnirs Fahrt/Skirnisför:

Freyr, der Sohn Niörds, hatte sich einst auf HIidskialf gesetzt und überschaute die Welten alle. Da sah er nach Jötunheim und sah eine schöne Jungfrau aus ihres Vaters Haus in ihre Frauenkammer gehen. Daraus erwuchs ihm große Gemütskrankheit. Skirnir hieß Freyrs Diener. Niordr bat ihn, Freyr zum Reden zu bringen. Da sprach:

Skadi: 
1 Steh nun auf, Skirnir, ob du unsern Sohn
 Magst zu reden vermögen
 Um das zu erkunden, wem der kluge wohl
 So bitterböse sei.

Skirnir: 
 2 Übler Antwort verseh ich mich von euerm Sohne,
 Wenn ich die Red an ihn richte
 Um das zu erkunden, wem der kluge wohl
 So bitterböse sei.

3 Sage mir, Freyr, volkwaltender Gott,
 Was ich zu wissen wünsche:
 Was weilst du allein im weiten Saal,
 Herr, den heilen Tag?

Freyr: 
 4 Wie soll ich sagen dir jungem Gesellen
 Der Seele großen Gram?
 Die Alfenbestrahlerin leuchtet alle Tage,
 Doch nicht zu meiner Liebeslust.

Skirnir: 
 5 Dein Gram mag so groß nicht sein,
 Daß du ihn mir nicht sagen solltest.
 Teilten wir doch die Tage der Jugend:
 So mögen wir zwei uns Zutraun schenken.

Freyr: 
 6 In Gymirs Gärten sah ich gehen
 Mir liebe Maid.
 Ihre Arme leuchteten und Luft und Meer
 Schimmerten von dem Scheine.

7 Mehr lieb ich die Maid als ein Jüngling mag
 Im Lenz seines Lebens.
 Von Asen und Alfen will es nicht einer,
 Daß wir beisammen seien.

Skirnir: 
 8 Gib mir dein rasches Roß, das mich sicher
 Durch die flackernde Flamme führt;
 Gib mir das Schwert, das von selbst sich schwingt
 Gegen der Reifriesen Brut.

Freyr: 
 9 Nimm denn mein rasches Roß, das dich sicher
 Durch die flackernde Flamme führt;
 Nimm mein Schwert, das von selbst sich schwingt
 In des Beherzten Hand.

Skirnir (sprach zu dem Rosse):

10 Dunkel ist's draußen: wohl dünkt es mich Zeit
 Über feuchte Berge zu fahren.
 Wir beide vollführen's, fängt uns nicht beide
 Jener kraftreiche Riese.

Skirnir fuhr gen Jötunheim zu Gymirs Wohnung. Da waren wütige Hunde an die Türe des hölzernen Zaunes gebunden, der Gerds Saal umschloß. Er ritt dahin, wo der Viehhirt am Hügel saß und sprach zu ihm:

11 Sage mir, Hirt, der am Hügel sitzt
 Und die Wege bewacht,
 Wie mag ich schauen die schöne Maid
 Vor Gymirs Grauhunden?

Der Hirt: 
 12 Bist du dem Tode nah oder tot bereits
 (Mann auf der Mähre Rücken?)
 Zu sprechen ungegönnt bleibt dir immerdar
 Mit Gymirs göttlicher Tochter.

Skirnir: 
 13 Kühnheit steht besser als Klagen ihm an,
 Der da fertig ist zur Fahrt,
 Bis auf einen Tag ist mein Alter bestimmt
 Und meines Lebens Länge.

Gerd: 
 14 Welch Getöse ertönen hör ich
 Hier in unsern Hallen?
 Die Erde bebt davon und alle Wohnungen
 In Gymirsgard erzittern.

Die Magd: 
 15 Ein Mann ist hier außen von der Mähre gestiegen
 Und läßt im Grase sie grasen.

Gerd: 
 16 Bitt ihn einzutreten in unsern Saal
 Und den milden Met zu trinken,
 Obwohl mir ahnt, daß hier außen sei
 Meines Bruders Mörder.

17 Wer ist es der Alfen oder Asensöhne,
 Oder weisen Wanen?
 Durch flackernde Flamme was fuhrst du allein
 Unsre Säle zu schauen?

Skirnir: 
 18 Bin nicht von den Alfen noch den Asensöhnen,
 Noch den weisen Wanen;
 Durch flackernde Flamme doch fuhr ich allein
 Eure Säle zu schauen.

19 Der Äpfel elf hab ich allgolden,
 Die will ich, Gerd, dir geben,
 Deine Liebe zu kaufen, daß du Freyr bekennst,
 Daß dir kein liebrer lebe.

Gerd: 
 20 Der Äpfel elf nehm ich nicht an
 Um eines Mannes Minne,
 Noch mag ich und Freyr, dieweil wir atmen beide,
 Je zusammen sein.

Skirnir: 
 21 Den Ring geb ich, der in der Glut lag
 Mit Odins jungem Erben.
 Acht entträufeln ihm ebenschwere
 In jeder neunten Nacht.

Gerd:
22 Den Ring verlang ich nicht, der in der Lohe lag
 Mit Odins jungem Erben.
 In Gymirsgard bedarf ich Goldes nicht:
 Mir schont der Vater die Schätze.

Skirnir: 
 23 Siehst du, Mädchen, das Schwert, das scharfe, zaubernde,
 Das ich halt in der Hand?
 Das Haupt hau ich vom Hals dir ab,
 So du dich ihm weigern willst.

Gerd:
24 Zu keiner Zeit werd ich Zwang erdulden
 Um Mannesminne.
 Wohl aber wähn ich, gewahrt dich Gymir,
 Daß ihr Kühnen zum Kampfe kommt.

Skirnir: 
 25 Siehst du, Mädchen, das Schwert, das scharfe, zaubernde,
 Das ich halt in der Hand?
 Seine Schneide erschlägt den alten Riesen,
 Fällt deinen Vater tot.

26 Mit der Zauberrute zwingen werd ich dich,
 Maid, zu meinem Willen.
 Dahin wirst du kommen, wo Kinder der Menschen
 Dich nicht mehr sollen sehen.

27 Auf des Aaren Felsen in der Frühe sollst du sitzen,
 Weg von der Welt gewandt zu Hel.
 Speise sei dir widriger als wem auf Erden
 Der menschenleide Midgardswurm.

28 Ein scheußliches Wunder wirst du draußen,
 Daß Hrimnir dich angafft, dich alles anstarrt.
 Weitkunder wirst du als der Wächter der Götter:
 Gaffe denn hervor am Gitter.

29 Einsamkeit und Abscheu, Zwang und Ungeduld
 Mehren dir Trübsinn und Tränen.
 Sitze nieder, so sag ich dir
 Des Leides schwellenden Strom,
 Den zweischneidigen Schmerz.

30 Trolle sollen dich ängsten all den Tag
 Hier im Gehege der Joten.
 Vor der Hrimthursen Hallen sollst du den heilen Tag
 Dich krümmen kostberaubt,
 Dich krümmen kostverzweifelt.
 Leid für Lust wird dir zum Lohn,
 Mit Tränen trägst du dein Unglück.

31 Mit dreiköpfigem Thursen teilst du das Leben
 Oder alterst unvermählt.
 Sehnsucht scheut dich
 Von Morgen zu Morgen;
 Wie die Distel dorrst du, die sich gedrängt hat
 In des Ofens Öffnung.

32 Zum Hügel ging ich, ins tiefe Holz,
 Zauberruten zu finden:
 Zauberruten fand ich.

33 Gram ist dir Odin, gram ist dir der Asenfürst,
 Freyr verflucht dich.
 Flieh, üble Maid, bevor dich vernichtet
 Der Götter Zauberzorn.

34 Hört es, Joten, hört es, Hrimthursen,
 Suttungs Söhne, ihr Asen selber!
 Wie ich verbiete, wie ich banne
 Mannes Gesellschaft der Maid,
 Mannes Gemeinschaft.

35 Hrimgrimnir heißt der Riese, der dich haben soll
 Hinterm Totentor,
 Wo verworfene Knechte in knotige Wurzeln
 Dir Geißenharn gießen.
 Anderer Trank wird dir nicht eingeschenkt,
 Maid, nach deinem Willen,
 Maid, nach meinem Willen!

36 Ein Thurs schneid ich dir und drei Stäbe:
 Ohnmacht, Unmut, Ungeduld.
 So schneid ich es ab wie ich es einschnitt,
 Wenn es Not tut so zu tun.

Gerd:
37 Heil sei dir vielmehr, Held, und nimm den Eiskelch
 Firnen Metes voll.
 Ahnte mir doch nie, daß ich einen würde
 Vom Stamm der Wanen wählen.

Skirnir: 
 38 Meiner Werbung Erfolg wüßt ich gesichert gern
 Eh ich mich hinnen hebe.
 Wann meinst du in Minne dem mannlichen Sohn
 Des Niörd zu nahen?

Gerd: 
 39 Barri heißt, den wir beide wissen,
 Stiller Wege Wald:
 Nach neun Nächten will Niörds Sohne da
 Gerd Freude gönnen.

Da ritt Skirnir heim. Freyr stand draußen, grüßte ihn und fragte nach der Zeitung:

40 Sage mir, Skirnir, eh du den Sattel abwirfst
 Oder vorrückst den Fuß,
 Was du ausgerichtet hast in Riesenheim
 Nach meiner Meinung und deiner.

Skirnir:
41 Barri heißt, den wir beide wissen,
 Stiller Wege Wald:
 Nach neun Nächten will Niörds Sohne da
 Gerd Freude gönnen.

Freyr:
42 Lang ist eine Nacht, länger sind zweie:
 Wie mag ich dreie dauern?
 Oft daucht ein Monat mich minder lang
 Als eine halbe Nacht des Harrens

 

7. Runengesang: Am Runengesang sollte im Idealfall die gesamte Gruppe anwesender Personen teilnehmen, denn so lässt sich am besten eine Gruppendynamik und ein Zusammengehörigkeitsgefühl aufbauen. Es werden die drei, speziell zu diesem Fest gehörenden Runen in ihrer Bedeutung vorgestellt, angerufen und anschließend mit zahlreichen Wiederholungen gesungen. Zum Lichterfest und seiner Bedeutung gehören folgende Runen:

Perthro: Für die Wiedergeburt allen Lebens in der Natur und für Weisheit, Geborgenheit und Freude in diesem Jahr singen wir die Rune Perthro.

Algiz: Zum Schutz für unsere Sippe und des wiedergeborenen Lebens in der Natur singen wir die Rune Algiz.

Sowilo: Als Dank für das nach Midgard zurückgekehrte Licht der Sonne und zu seiner weiteren Stärkung singen wir die Rune Sowilo.

 

8. Opferweihe/Saatgutweihe:

Opfer/Horn: Donar, segne diese Opfergaben und dieses Horn und nimm sie unter Deinen Schutz. Wer beim Trinken Gutes denkt, der bekomme Deine Hilfe. Wer beim Trinken böses denkt, den Treffe Dein Hammer. Wer das Horn entweiht, den treffe Deine Faust. So möge es sein! Solange man noch nüchtern ist, denkt man oft noch das Schlechte, nachdem man Met getrunken hat, erkennt man schon das Rechte. Ihr Götter der Asen und Wanen, gebt nun Euren Segen in unseren Met, so wollen wir ehren die Ahnen und das Ihr uns Feiern seht.

Saatgut: Ich grüß dich Flachs, das du recht wachst. So lang wie ne Weide, so fein wie die Seide. So hell und so klar, wie der Holda ihr Haar. Heut ist Fasentag, Freyr geb, daß Flachs gut wachst. Same, Same reg dich, Ackerscholl beweg dich, Gras fahr aus. Der Winter, der geht raus. Same, Same reg dich, Same Same, streck dich!

 

9. Blot: Folgende Götter sind für dieses Fest von besonderer Bedeutung. Sie werden einzeln mit den hier notierten Sätzen angerufen und erhalten die angegebenen Opfergaben. Zuvor werden das Trinkhorn und die Opfergaben geweiht:

 1. Wodan: Wodan, Wodan, Wodan! Göttervater, Reiter des achthufigen Rosses Sleipnir, Träger des immer treffenden Speeres Gungnir, Anführer der wilden Jagd und grauer Wanderer in Midgard; wir rufen Dich und erbitten Deine Anwesenheit bei unserem heiligen Fest.

 -Anrufung mit persönlichem oder gemeinschaftlichem Inhalt; individuell zu gestalten-

Wodan, Wodan, Wodan, grauer Wanderer in Midgard, wir danken für Deine Anwesenheit und Unterstützung.

Opfergabe: Met

 

2. Freyr: Freyr, Freyr, Freyr! Glücksbringer, Friedensbringer, edelster der Götter, Beschützer der Liebenden, Du der die Pflanzen gedeihen lässt und reiche Ernten schenkst, wir rufen Dich und erbitten Deine Anwesenheit bei unserem heiligen Fest.

Bitte um Frieden und Fruchtbarkeit im kommenden Jahreskreis

Freyr, Freyr, Freyr, wir danken für Deine Anwesenheit und Unterstützung.

Opfergabe: Gebäck, z.b. Brezeln oder Brot

 

3. Nerthus:

(Ableitung aus dem angelsächsischen Flursegen - Hallfreds Saga)

Nerthus, Nerthus, Nerthus, Erdenmutter! Gönne uns Äcker wachsend und aufsprießend, voll schwellend und treibend. Gönne der schieren Hirse Wachstum, und der breiten Beere Wachstum, und des weißen Weizens Wachstum und aller Erde Wachstum.

Mögen uns die Götter, die in Asgard sind gönnen, daß diese Erde gefriedet sei, und wider alle Feindesgefahren, und geborgen sei wider allem bösen Gevolk, das Zaubermächte übers Land bringen.

Nun bitte ich den Waltenden, der diese Welt erschuf, das kein Zauberweib beredt genug sei, noch ein Mann kräftig genug, die Wirkung des Segens zu mindern.

Heil sei Dir, Nerthus, sei Du grünend mit Deiner göttlichen Umarmung, fruchtgefüllt, den Geborenen zu nutze. Edle Göttin Nerthus, wir rufen Dich und erbitten Deine Anwesenheit bei unserem heiligen Fest.

Opfergabe: Saatgut

 

4. Iduna: Iduna, Iduna, Iduna! Heil Dir, Bragis Frau, Verwahrerin der Äpfel der Jugend, Tjassis Raubesbeute, Biergeberin, wir rufen Dich und erbitten Deine Anwesenheit bei unserem heiligen Fest.

Opfergabe: Äpfel

 

5. Eira: Eira, Eira, Eira! Göttin der schnellen Heilung und der Gesundheit, wir erbitten auch Deine Anwesenheit. Wir bitten Dich um mehr Gesundheit und Deine Unterstützung auf unserem weiteren Weg zu einem gesünderem Leben. Nimm als Opfergabe diese Milch von uns entgegen!

Opfergabe: Milch

 

6. Disen: Die Disen bitte, Bräute des Himmels, Dir holdes Herz zu hegen. Deinen Wünschen werden sie in kommenden Wochen alles zur Liebe lenken. Setzt euch, Siegweiber, senkt euch zur Erde, nicht wollt wild zum Wald wieder fliegen. Seid ebenso bedacht meines Besitzes, wie jeder Mensch ist des Mahles und des Heims.

Opfergabe: Met, Honig

 


10. Opfermahl: Da das Lichterfest ein Fruchtbarkeitsfest ist, ist es Brauch ein Festmahl aus den Symbolen der Fruchtbarkeit zu bereiten, in diesem Fall sind es Eier und Milch. Was liegt näher, als eine meiner Lieblingsspeisen zu braten, die ohne diese Zutaten unvorstellbar ist: Kaiserschmarrn.

 

11. Götterbefragung:

 

12. Verabschiedung:

(Strophe 165 aus dem Hâvamâl der Lieder-Edda)

Des Hohen Lied ist gesungen in des hohen Halle. Den Erdensöhnen Not, unnütz den Riesensöhnen. Wohl ihm der es kann, wohl ihm der es kennt, lange lebt der es erlernt. Heil allen die es hören.

Der Ring ist gelöst, die Gemeinschaft besteht. Heil denn fahre, heil denn kehre, Heil dir auf deinen Wegen!

(Strophe 4 aus dem Vafthrudnismal der Lieder-Edda)

 

 

Bräuche: Die Bräuche zu diesem Fest haben viel mit Lichtern und mit einem symbolisierten Neuanfang zu tun. Das gilt für die Natur, aber auch für den Gläubigen in persönlicher Hinsicht.

1. Fackellauf/Umzug: Auf dem Weg zum Ritualplatz trägt man brennende Fackeln mit sich, um symbolisch das Licht zurück in die Welt zu tragen.

2. Feuersprung: So hoch wie die Teilnehmer durch das Feuer springen, so hoch wächst in diesem Jahr der Flachs.

3. Fruchtbare Asche: Die Asche des Funkenfeuers des Festes wird gesammelt und anschließend für Fruchtbarkeit auf die Felder gestreut.

4. Fensterlicht: Am Vormittag des Lichterfestes entzündet man draußen auf dem Fensterbrett eine Kerze, um sie bis zum nächsten Morgen brennen zu lassen.

5. Schuldentilgung: Bis spätestens zum Lichterfest soll man alle Schulden aus dem vergangenen Jahr zurückgezahlt und getilgt haben, damit sie einen im neuen Jahr nicht mehr belasten und einen reibungslosen Neuanfang ermöglichen.

6. Lebensrute:

 

 

 

Fotos vom Fest:

Das Lichterfest 2012 haben wir in einem unserer beiden Kleingärten gefeiert. Hier sieht man den vorbereiteten Feuerkorb und dahinter die ausgelegten Opfergaben, Instrumente, Hörner, etc.

 

Ein richtiger Altar wie in unserem Heiligtum im Wald ist zwar schöner, aber bei dem hochwinterlichen Wetter war es praktikabler im Garten zu feiern.

 

Eine Festteilnehmerin wärmt sich am Feuer die Füße. Mit -10°C war es empfindlich kalt.

 

Das Opfermahl und der Gemeinschaftstrunk fanden im Gartenhäuschen statt und ich nehme gerade einen Schluck Met aus dem Horn.

 

Am späten Abend kam es noch zu einem spontanen Besuch des Heiligtums im Wald. Hier ein Foto vom dortigen Steinheiligtum in der Kälte der Nacht.

 

 

 

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Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am: 29.09.2013