ALTE SITTE

 

Bei der Alten Sitte handelt es sich um den wiederbelebten Glauben unserer frühgeschichtlichen Ahnen. 

Der Begriff Alte Sitte bezieht sich darauf, das in diesem Glauben an Mythologie, Kultur und Werte der damaligen Zeit angeknüpft wird.

 

Ursprung:

Die Alte Sitte ist ein moderner Glaube für die heutige Zeit. Seine Grundlagen bezieht er aus den Mythen, der Kultur und der Geschichte der alten germanischen Völker. Gemeint sind dabei jene Völker, die in der Zeit von 1400 v.Chr. bis 1100 n.Chr. in Nord- und Mitteleuropa lebten. Bekannte Völker waren die Cherusker, die Teutonen, die Burgunder, die Friesen, die Langobarden, die Chatten und viele andere.

Wichtig für das Verständnis der Ursprünge der Alten Sitte ist, daß sich Germanentum keinesfalls durch genetische Abstammung definiert, sondern durch kulturelle, mythologische und sprachliche Gemeinsamkeiten. Zur Entstehung und Herkunft der germanischen Stämme und Völker haben Archäologie und Wissenschaft inzwischen klar feststellen können, das die Germanen ein Mischvolk aus den in Europa alteingesessenen Megalithbauern/Hügelgräberleuten und indogermanischen Nomaden der asiatischen Steppen sind.

Für die Alte Sitte können wir daraus ableiten: Es kann jeder zum modernen Germanen werden, der sich unserer Kultur- und Glaubensgemeinschaft verbunden fühlt und sich ihr anschließt. Ahnenforschung mag eine persönlich interessante und spannende Sache sein, der Nachweis einer langen Reihe germanischer Ahnen ist aber nicht Vorraussetzung dafür, zum Gläubigen der Alten Sitte zu werden.  

Unser Hauptinteresse gilt den frühesten (vor)germanischen Völkern des sogenannten Goldenen Zeitalters, in der Zeit von 1400 v.Chr. bis 750 v.Chr. Die Überlieferungen aus dieser Zeit sind leider marginal, da es sich um eine lange Friedens- und Wohlstandsperiode handelte und die Germanen erst wesentlich später, also ab ca. 325 v.Chr. in das Licht der Geschichte rückten. Dennoch gab es sie schon viel länger.

 

Definition:

Wir verbinden die Bräuche und den Glauben der germanischen Ahnen mit den Gegebenheiten der heutigen Welt, um daraus ein Modell für eine naturnahe Lebensweise für die Zukunft zu erschaffen. Die Alte Sitte ist ein Naturglaube, dessen wesentliches Kennzeichen das Leben im Einklang und in bewußter Abhängigkeit von der Natur ist.  Das heißt, sich nach der Natur zu richten, in der man lebt und den Abstand zwischen Mensch und Natur zu verringern, der sich seit dem Zeitalter der Industrialisierung aufgetan hat. Die Umsetzung dieses Naturgedankens ist die wichtigste und alltäglichste Aufgabe unseres Glaubens.

 

Ahnenverehrung:

„Was du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“  (Johann Wolfgang von Goethe)

Sowohl die frühgeschichtlichen Ahnen, an deren Lebensweise und Glauben wir wieder anschließen wollen, als auch die verstorbenen und lebenden persönlichen Ahnen, spielen in der Alten Sitte eine besondere Rolle.

Bei der Verehrung der Ahnen geht es zunächst darum, die Verbindung zu den eigenen Wurzeln zu bewahren, oder sie wiederherzustellen. Häufig ist in der heutigen Gesellschaft davon zu hören, das die Menschen ihre Wurzeln verloren haben und sie wieder suchen. Nicht selten werden dabei Religionen und Kulte bemüht, die aus anderen Erdteilen stammen, weil angenommen wird eine Verwurzelung im mitteleuropäischen Raum wäre nicht möglich. Dies geschieht zumeist aus Unkenntnis, oder aus falscher Scheu vor den germanischen Wurzeln, da das Germanentum in jüngerer Vergangenheit in ein falsches Licht gestellt wurde.

Eine Verbindung zu den eigenen Wurzeln kann aber nur über die mythologischen und / oder persönlichen Ahnen stattfinden, da ihre Linie und ihr Geist bis in früheste Vergangenheit führen, als die Menschen noch fest mit der Natur, den Göttern, ihrer Sprache und ihrer Kultur verbunden waren. In Zeiten wo es weder Mobilität, noch Massenkommunikation gab, konnte es auch nicht anders sein, als das man ausschließlichen Bezug zu einem sehr engen, familiären und regionalen Umfeld hatte.

Die Verbindung mit den Ahnen ist wie das Weiterreichen des Stabes in einem Staffellauf. Ohne die "Vorarbeit" der Ahnen wären wir nicht dort wo wir sind, bzw. nicht existent. Reichen wir den Stab im übertragenen Sinne nicht weiter, so machen wir alles, was die Ahnen geleistet haben zunichte, da es nicht über die Gegenwart hinaus existieren wird. Verbinden wir uns mit unseren Ahnen, so reihen wir uns in die Ahnenlinie ein, verwurzeln uns und können aus der Kraft dieser Linie schöpfen. "Der Ahnen Macht ist unsere Kraft!"

 

Polytheismus:

Als polytheistischer Glaube gibt es in der Alten Sitte viele Gottheiten anstatt eines einzigen Gottes. Jeder der Götter erfüllt vorwiegend eine bestimmte Aufgabe und Funktion, ist aber nicht immer ausschließlich auf diese begrenzt. So kommt es vor, daß ein bestimmtes Anliegen in den Zuständigkeitsbereich mehrerer Götter fällt. Mit Opfergaben und Gebeten an die jeweiligen Götter nehmen wir Kontakt zu ihnen auf und können ihre Unterstützung in dem Bereich erfahren, für den die jeweilige Gottheit zuständig ist.

Wie oft hört man aus monotheistischen Kreisen Thesen, wie "Es gibt nur einen wahren Gott". Genau das ist das Problem auf der Welt, das die meisten Religionen für sich beanspruchen die einzig wahre zu sein. Jeder, der sowas von sich gibt, ist nicht wirklich an seiner Religion interessiert, sondern nur an Macht. Das ist das Problem auf der Welt, das die Menschen ihren Glauben für machtpolitische Interessen missbrauchen. Es gibt keinen wahren Glauben, oder einen wahren Gott. Jeder kann glauben was er will und genau das ist für denjenigen wahr, aber nicht darüber hinaus.

 

 

Diesseitsreligion: 

Dies bedeutet, daß weder Paradies, noch absolute Erfüllung in einem Jenseits nach dem Tod versprochen werden, sondern sich das Leben als Gläubiger im Hier und Jetzt abspielt. Jenseitsreligionen wie das Christentum, u. a. hingegen versprechen ihren Anhängern erst nach ihrem Ableben volles Glück und paradiesische Zustände. Im Gegensatz zu diesen Religionen geht es der Alten Sitte vorwiegend darum, das Leben auf der Erde in der Gegenwart möglichst positiv zu gestalten. Gerade wegen des bodenständigen und realitätsbezogenen Charakters als Diesseitsreligion ist es für mich als naturwissenschaftlich erzogener Mensch der geeignete Glauben in der heutigen Zeit.

 

Existenz nach dem Tod?: 

Dennoch taucht auch die Frage nach der persönlichen Existenz nach dem Tod auf. Die Antworten dazu fallen deutlich kürzer und undefinierter aus als in anderen Religionen. Im Einklang mit der nordischen Mythologie gilt hier folgendes: Wer an Altersschwäche oder Krankheit Zuhause im Bett, im Krankenhaus oder im Altenheim verstirbt, erleidet den sogenannten Strohtod und gelangt in das Reich der Totengöttin Hel, Helheim genannt. Wer im Kampfe stirbt, wird von den Disen/Walküren zu Allvater Wodan nach Walhall geleitet, oder zu Freyja nach Folkwang. Dort wird der Gefallene zum Einherjer, einem Krieger Wodans oder Freyjas. Die vierte Möglichkeit ist der Tod durch Ertrinken in einem Gewässer. Wem dies wiederfährt, der gelangt nach dem Tod ins Reich der Meeresgöttin Ran.

Die Interpretation der genannten Orte unterliegt aber nicht der vom Christentum bekannten Himmel/Hölle und Gut/Böse Unterscheidung. Das Totenreich Helheim besteht aus neun verschiedenen Welten, kann also je nach vorheriger Lebensführung ein wunderschöner Ort voller Erkenntnisse sein, oder für Verbrecher auch zum Ort der Verdammnis und Strafe werden. Der ehrenhafte Tod im Kampf, der nach Walhall führt, muß nicht unbedingt der Tod in einer Schlacht sein, sondern kann immer dann zutreffen, wenn der Verstorbene im Leben besonders ehrenhaft für sich, seine Sippe und deren Ziele und Überleben gekämpft hat.

 

Wiedergeburt: Von vielen Anhängern der Alten Sitte, bzw. des Asatru, wird der Glaube an eine persönliche Wiedergeburt abgelehnt und ein Weiterleben nach dem Tod eher im übertragenen Sinne in Form der eigenen Nachkommen gesehen. Wie bereits der Abschnitt Ahnenverehrung erklärt hat, ist diese Sichtweise auch richtig und ein maßgeblicher Bestandteil des Glaubens der Alten Sitte. Ich kann und möchte niemandem vorschreiben, was er/sie zu glauben hat, will aber schon darauf hinweisen, das der Glaube an eine Wiedergeburt der eigenen Seele im historischen Sinn ein fester Bestandteil unseres Glaubens war und somit heute auch wieder sein kann. Das Werk mit den wichtigsten und umfangreichsten Überlieferungen der nordisch-germansichen Mythologie, die Edda, beschreibt die persönliche Wiedergeburt an verschiedenen Stellen, so lautet das Ende der 43. Strophe des ersten Helgilieds:

"Von Helgi und Swawa wird gesagt, daß sie wiedergeboren wären."

Im dritten Helgilied tritt das Thema Wiedergeburt noch deutlicher hervor, dort heißt es im Prolog des Abschnitts II:

"Högni hieß ein König; dessen Tochter war Sigrun. Sie war Walküre und ritt Luft und Meer. Sie war die wiedergeborene Swawa. Sigrun ritt zu Helgis Schiffen und sprach" 

Im Epilog nach Strophe 50 des dritten Helgilieds heißt es schließlich:

"Sigrun lebte nicht lange mehr vor Harm und Leid. Es war Glauben im Altertum, daß Helden wiedergeboren würden; aber das heißt nun alter Weiber Wahn. Von Helgi und Sigrun wird gesagt, daß sie wiedergeboren wären: Er hieß da Helgi Haddingia-Held; aber sie Kara, Halfdans Tochter, so wie gesungen ist in den Kara-Liedern; und war sie Walküre."

Im 3. Abschnitt des Gylfaginnings der jüngeren Edda (Prosa-Edda) sagt Wodan, der dort unter dem Namen Thridi auftritt:

"Da sprach Thridi: Das ist das wichtigste, daß er den Menschen schuf und gab ihm den Geist, der leben soll und nie vergehen, wenn auch der Leib in der Erde fault oder zu Asche verbrannt wird."

Weitere Stellen sind ebenfalls zu finden, jedoch sind die hier zitierten eindeutig genug, um zu erkennen das unsere germanischen Ahnen durchaus an die Wiedergeburt der persönlichen Seele in der Gestalt eines Menschen geglaubt haben. Wer in der heutigen Zeit nicht daran glauben mag, der soll es lassen.

Ich selbst bin sehr froh, einen historischen Beleg für den Reinkarnationsglauben der Germanen gefunden zu haben, ist der Glaube an die persönliche Wiedergeburt mir selbst doch schon viel länger zu eigen, als ich mich mit der Alten Sitte befasse, bzw. zu einem Anhänger dieses Glaubens geworden bin. Seit frühen Jugendjahren habe ich bruchstückhafte Erinnerungen an ein vorheriges Leben und war zunächst ein wenig enttäuscht davon, diesen ganz persönlichen Glauben vermeintlich nicht im Einklang mit der Alten Sitte sehen zu können.

 

Erfahrungsreligion:

Wer zu einem Gläubigen der Alten Sitte werden will, für den reicht es keinesfalls aus, sich die Inhalte nur anzulesen, auch wenn dies eine wichtige Grundlage ist. Wirklicher Glauben an die Götter entsteht, indem man sie persönlich erlebt, was hauptsächlich durch Aufenthalte in der Natur zu erreichen ist. Eigentlich passt der Begriff Glaube auch gar nicht sonderlich gut zur Alte Sitte, denn wenn man Göttererfahrungen in der Natur gemacht hat, hat es nichts mehr mit Glauben, sondern mehr mit Erfahren zu tun. Die Alte Sitte ist aus diesem Grund eine Erfahrungsreligion und keine Offenbahrungreligion. Im Gegensatz zum Christentum wird man hier nicht zum Gläubigen, indem man in einer Vision mit einem Male den Glauben offenbahrt bekommt.

Wer zum Gläubigen werden will, muß sich zunächst mit den Inhalten befassen, Wissen über die Alte Sitte ansammeln und hinaus in die Natur gehen, um das Gelesene zu erleben. Nur so erkennt man im Laufe der Zeit in den Wundern und den Schönheiten der Natur die Götter und Naturwesen. Keinesfalls darf man erwarten, daß dieser Prozeß nach ein bis zwei Spaziergängen durch den Stadtpark abgeschlossen ist. Es braucht viel Geduld und persönlichen Einsatz die Götter zu erkennen. Wenn man erstmal den Stein ins Rollen gebracht hat, entwickelt der Weg in diese Religion schnell eine unerwartete Eigendynamik. Zu den schönsten Dingen gehört es, den eigenen Glauben immer wieder aufs neue erfahren und vertiefen zu können.

  

Kein Missionieren und Sektieren:

Das Missionieren und Sektieren neuer Mitglieder und Anhänger, wie man es von anderen Religionen und Glaubensgemeinschaften kennt, lässt sich keinesfalls mit der Alten Sitte vereinbaren. Sie ist ein Glaube, in der der Gläubige selbstverantwortlich, freiheitlich, unabhängig und möglichst als Selbstversorger leben soll. Wird ein Mensch gehirngewaschen und finanziell und sozial ausgebeutet und abhängig gemacht, wie es in vielen Sekten der Fall ist, wird er keinesfalls die oben genannten Anforderungen erfüllen können, sondern nur ein fremdgesteuerter Sklave sein.

Es ist auch nicht nötig, zu missionieren und neue Mitglieder zu werben, denn wer zum Gläubigen wird, oder nicht, daß entscheiden nur die Götter und die betreffende Person selbst. In der Regel sind es die Götter, die den jeweiligen Menschen auf ihren Pfad führen und sich zu erkennen geben. Da die Alte Sitte eine Erfahrungsreligion ist, lässt sie sich keinem Menschen aufzwingen. Missionieren ist eine Unart, durch die andere, missionierende Religionen die meisten Naturreligionen nachhaltig zerstört haben. Schon deswegen muß sich die Alte Sitte von jedem Missionierungsversuch deutlich abgrenzen. Erlaubt ist es jedoch, anderen von seinem Glauben zu berichten und ihn zu erklären. Wer dann weiteres Interesse hat, wird schon von selbst genauer nachfragen, oder sich mit den Inhalten vertraut machen.

Trotz der Ablehnung von Missionieren und Sektieren ist natürlich nicht ganz auszuschließen, daß auch unser Glaube von Sektierern mißbraucht wird und in diesem Bereich sektenähnliche Gruppierungen auftreten. Diese Leute hätten die Alte Sitte dann aber nicht wirklich verstanden, oder versuchen sie zu mißbrauchen. Jeder Verein und jede Gruppierung, die mehr Geld als die üblichen Vereinsbeiträge verlangt, oder einen Austritt ausschließt oder dessen Zustimmung von der Entscheidung der Gruppe, statt von der betreffenden Person abhängig macht, ist zu meiden!

 

Kein Verehrung dunkler Kräfte und Gottheiten:

Die Alte Sitte ist nichts für Satanisten und Okkultisten im Sinne von dunkler Magie, wer soetwas sucht, ist auf dieser Netzseite definitiv an der falschen Stelle. Im wiederbelebten Glauben unserer Ahnen spielen Freude, Licht und Wärme eine maßgebliche Rolle, denn eben diese Dinge sind es, die ein Leben in der Natur erst ermöglichen. In Kälte und Dunkelheit wachsen keine Pflanzen, leben keine Tiere, gibt es keine Liebe, keine Fortpflanzung und kein Überleben. Wer Finsternis und Kälte verehrt, der verehrt nichts anderes als den Tod. Satanisten und Okkultisten übersehen leider fast immer, das ihr Glaube keinesfalls eigenständig ist, sondern nur die dunkle Kehrseite des Christentums darstellt. Die Alte Sitte ist ein Glaube des Lichts, des Lebens und der Freude, aber auch eines harten Überlebenskampfes in der Natur.

Leider fühlen sich heutzutage nur allzuviele Anhänger des germanischen Heidentums zu dunklen Kräften hingezogen. Viele tragen vorwiegend schwarze Kleidung, hören Black Metal, verehren Thursen oder negativ und dunkel besetzte Gottheiten wie Hel und Loki. In Foren werden ausgesprochen gerne Nicknames mit Bezug auf dunkle und thursische Kräfte gewählt, wie Fenris, Blutadler, Surtr, Desillusionator, Tyrs Biest, etc. Die Liste der Verehrung und Anbiederung an dunkle Kräfte vieler germanischen Heiden ließe sich noch fortführen, die Beispiel sollen aber reichen. Der Grund für den Bezug auf negative Kräfte ist nicht so leicht und eindeutig auszumachen, jedoch steht er im Gegensatz zu dem, worauf diese Leute sich beziehen, des germanischen Heidentums.

Nun mögen manche, insbesondere diejenigen, die sich mit den dunklen Vorbildern verbunden fühlen, sagen "Was fällt dem Wurdarborn ein, zu behaupten, unsere Verehrung der genannten Kräfte stehe im Gegensatz zum germanischen Heidentum?", oder "Woher nimmt er die Deutungshoheit dafür?" Nun, wie an allen anderen Stellen dieser Netzseite äußere ich hier meine persönliche Meinung die man nicht teilen muß, die ich aber ebensowenig ablegen muß. Meine Einstellung beruht zunächst auf persönlichen Erfahrungen, zumeist Natur-, aber auch Lebenserfahrungen. Es gibt auch Stellen in anerkannter Literatur, die den Charakter des germanischen Heidentums als positive Lichtreligion belegen. Als Beispiel möchte ich den Einleitungssatz des Buches "Walhall - Germanische Götter- und Heldensagen" von Felix und Therese Dahn, Berlin 1883, zitieren. Dort heißt es:

"Der Götterglaube der Germanen war ein Lichtkult, eine Verehrung der wohltätigen, dem Menschen segensreichen Mächte des Lichts, wie sie im Himmel, in der Sonne, den Gestirnen, dem  Frühling oder Sommer gegenüber den schädlichen, unheimlichen Gewalten der Nacht, der Finsternis erschienen; auch Heiliges und Böses, Leben und Tod stellte sich ihnen als dieser Gegensatz von Licht und Finsternis dar."

Schon dieser letzte Satz deutet an, das es auch und gerade im germanischen Heidentum eine klare Trennlinie zwischen Gut und Böse gibt.

 

Alte Sitte versus Asatru:

Seit Anfang 2010 wird hier der Begriff "Alte Sitte" verwendet, wo in den Jahren zuvor von "Asatru" die Rede war. Im Grunde handelt es sich bei beiden Begriffen um eine Sache. Gemeint ist in beiden Fällen der gelebte germanische Glaube in heutiger Zeit. Am Begriff Asatru hat mich immer gestört, daß er sich vorrangig auf das Göttergeschlecht der Asen bezieht, während die Wanen darin mißachtet werden. Im Laufe der Jahre habe ich jedoch eine besonders intensive Verbindung zu den Wanen aufgebaut und möchte sie daher im Namen meines Glaubens nicht außen vor lassen.

Nun bestünde noch die Möglichkeit den Begriff "Wanatru" zu verwenden, so wie es einige heutzutage auch praktizieren. Hierbei ensteht aber dasselbe Problem, wenn auch in umgekehrter Richtung; es wird das Göttergeschlecht der Asen mißachtet. Selbst da mir die Wanen besonders lieb sind, so gibt es auch einige Asen, die für mich von großer Bedeutung sind, allen vorran Göttervater Wodan, sein Sohn Donar, seine Gemahlin Frigg und weitere Götter.

Es mußte also ein Begriff für den Glauben her, der beiden Göttergeschlechtern gerecht wird. Dazu sollte er entweder den Namen der Asen und Wanen insich tragen, oder eben keinen von beiden. Die Lösung fand sich in letzterem mit dem Begriff "Alte Sitte". Dieser ist keineswegs eine Erfindung von mir, sondern findet seit einigen Jahren auf ein paar anderen Netzseiten Verwendung. Zunächst klang er mir zu altbacken und autoritär, im Laufe der Zeit habe ich mich jedoch mit ihm angefreundet und er stellte sich als Lösung für die Asen/Wanen Problematik heraus.

Weiterhin problematisch ist der Begriff Asatru, da er inzwischen ziemlich abgenutzt und verwaschen ist. Asatru wird zunehmend für alle möglichen und unmöglichen Strömungen verwendet, die sich im weitesten Sinne auf den germanischen Glauben beziehen. So wird der Begriff Asatru sowohl von Wicca-Anhänger, Satanisten in Germanenverkleidung, als Name für eine Metal-Band und vieles andere benutzt. Asatru kann heutzutage alles mögliche bedeuten, während Alte Sitte für den gelebten germanischen Glaube steht, der sich nah am Vorbild der historischen Germanen orientiert.

 

WIE ICH ZUR ALTEN SITTE KAM:

Bereits als Kind hatte ich Interesse an den Externsteinen, Hünengräbern, der Varusschlacht und den Wikingern. Spätestens mit der Einschulung und dem christlichen Religionsunterricht verlief dieses frühe Interesse im Sande, da die Aufmerksamkeit dort gezielt auf das Christentum gelenkt wurde. 
Als im Frühjahr 2004 ein guter Kollege und Freund viel zu früh verstarb, habe ich tief in mein Inneres geschaut und zum letzten Mal ernsthaft geprüft, ob der christliche Glaube nicht doch etwas für mich ist und ob er mir helfen kann, die Trauer besser zu bewältigen.
Das Ergebnis kann man hier sehen, es stellte sich als ein eindeutiges Nein heraus.
Mitte 2004 habe ich im Internet nach dem oben genannten Begriffen gesucht und bin dabei nach einiger Zeit auf die Alte Sitte gestoßen. Erst an dieser Stelle habe ich erfahren, daß es den alten, vorchristlichen und in unserer Heimat entstandenen Glauben noch, bzw. wieder gibt.

Diesen Zeitraum möchte ich im Nachhinein als Phase des Interesses an der Alten Sitte beschreiben. In dieser Zeit habe ich mich durch Literatur und Musik mit dem Thema beschäftigt und im April 2005 ein Treffen von etwa 100 Anhängern der Alten Sitte auf der Burg Sternberg besucht. Ein wirklicher Glaube an die Götter und ein danach ausgerichtetes Leben war es in diesem Zeitraum noch nicht.

Zwischenzeitlich geriet das Thema Alte Sitte und Germanen für mich fast schon wieder in Vergessenheit, bis ich im Spätsommer 2005 nach langer Pause wieder mit dem Radfahren begann. Durch das Hobby Radfahren kam ich wieder häufig in die Natur und habe erst da gemerkt, was mir in den vergangenen Jahren gefehlt hat. Als sich so die Begeisterung für die Natur und das Wissen über die germanischen Mythen, Götter und den dazugehörigen Glauben vermischten, kamen alle notwendigen Dinge zusammen, um zu einem Gläubigen der Alten Sitte zu werden. Erst wenn man die Kräfte der Natur spürt und ihren Wandel im Laufe der Jahreszeiten sieht und ihre Schönheit bei jedem Wetter erkennt, kann man sich die Götter vorstellen, sie spüren und an sie glauben.

Seit September 2005 glaube ich an die germanischen Götter, richte mein alltägliches Leben danach aus. Die Götter zeigen mir den richtigen Weg und eröffnen mir fortwährend neue Möglichkeiten und Perspektiven. Ich habe bewußt die Tür zu einem neuen Haus aufgestoßen und entdecke täglich neue Türen und Räume darin, um einmal bildlich zu sprechen. Die einzelnen Unterseiten dieser Netzseite stellen so gesehen die jeweiligen Räume dieses Gebäudes dar. Wer meine Entdeckungsreise durch die Welt der Alten Sitte  mitverfolgen möchte, sollte alle paar Wochen diese Seiten besuchen und kann mit mir zusammen stetig neue Welten entdecken.

Eine atheistische Erziehung ermöglicht mir heute einen leichteren, besseren und tieferen Weg in diesen Glauben. Zum Thema Atheismus möchte ich an dieser Stelle aber auch ganz deutlich sagen, daß er mir nie genügt hat und ich über 30 Jahre das Gefühl hatte, es würde in meinem Leben ein wichtiger Aspekt fehlen: Der Glaube. Ich kann daher eine Aussage zitieren und bestätigen, die ich neulich laß: Der Mensch kann ohne Glaube leben, aber zum Preis der Lebensverarmung!

 

WESHALB GLAUBEN?:

Allgemein: In den letzten Jahrzehnten und vor allem in der sogenannten Spaßgesellschaft der 1990er Jahre galten Glauben und religiöses Verhalten oft als altmodisch, uncool und manchmal sogar als peinlich. Diese Feststellung bezieht sich dabei nicht einmal auf eine bestimmte Glaubensrichtung, sondern auf Religionen im Allgemeinen. Seit ein paar Jahren lässt sich inzwischen ein gegenteiliger Trend beobachten, sowohl im Aufkommen und Erstarken des Asatru, aber auch bei Christentum und Islam. Belege dafür sind die Popularität der nordischen Mythologie in Fantasy- und Heavy Metal Szene, sowie der Weltjugendtag der katholischen Kirche und leider auch die zunehmenden Probleme mit Islamismus.

Diverse Welt- und Gesellschaftspolitische Probleme haben in den letzten Jahren, seit Beginn des 21. Jahrhunderts gezeigt, daß die Spaßgesellschaft eine kurzfristige Illusion ist und ebenso wie die aufgeblähten Börsen der 90er Jahre zum Scheitern verurteilt war. Die Realität hat die Menschen wieder eingeholt und gezeigt, daß das Leben auf dieser Welt ein Überlebenskampf ist und bleibt. Aufgrund sich rasch verknappender Rohstoffe, Klimakatastrophen, politischer Konflikte, Krankheiten, etc. werden sich die Verhältnisse für jeden einzelnen in den kommenden Jahrzehnten noch deutlich bis dramatsich zuspitzen. In diesen Situationen wird den Menschen nicht durch Ulk, Blödeleien, Konsum und grenzenlosen Individualismus geholfen, sondern durch feste Werte, Rückhalt, Familiengeist und klare Perspektiven.

Diese Dinge werden dem Menschen schon seit seiner Menschwerdung durch einen festen Glauben gegeben. Ob dies nun die Alte Sitte, das Christentum, der Buddhismus, oder sonst eine Religion ist, ist zunächst einmal unerheblich. Glauben ansich gibt Menschen in schwierigen Zeiten die notwendige Kraft und Hoffnung ihr Leben zu meistern.

Anmerkung 2017:

So sehr mich der Trend zu mehr Religiösität vor einigen Jahren noch erfreut hat, muß ich ihn heute leider sehr kritisch sehen. Die Probleme mit dem Islamismus und fundamentalistischen Tendenzen in vielen anderen Religionen, die daraus entstehenden Terroranschläge, Kriege, Diskriminierung andersdenkender, etc. haben sich derart verschärft, das es mir anno 2017 äußerst schwer fällt, mich öffentlich als religiöser Mensch darzustellen. Das ist auch der Grund weshalb ich diese Seite seit ca. 2014 nicht weiterentwickelt und vervollständigt habe. Ich sehe die Alte Sitte von den genannten Entwicklungen zwar nicht sonderlich betroffen, dennoch hat öffentlich bekundete Religiösität im Allgmeinen für mich einen derart negativen Beigeschmack bekommen, das ich mich mit meinem Glauben rein ins Private zurückgezogen habe.

 

Persönlich: Seit ich zur Alten Sitte gefunden habe, hat sich mein Leben grundlegend verändert und mit völlig neuem Sinn erfüllt. Bis zum Weg in den Glauben hatte ich meinen in Jugendjahren sehr ausgeprägten Idealismus fast verloren und mich zusehends einer materialistischen Lebensweise hingegeben. Das Schicksal der Welt, das mir früher so wichtig war, ging mir mehr und mehr am Allerwertesten vorbei und mein Lebensinhalt bestand aus möglichst viel Geld verdienen, um davon Musikinstrumente zu kaufen. Die Natur habe ich in dieser Zeit dabei häufiger im Fernsehen gesehen, als vor Ort.

Im Abstand von nunmehr über 6 Jahren betrachtet, erscheint mir mein damaliger Kult um bestimmte Arten elektronischer Musikinstrumente wie eine Ersatzreligion. Das diese Ersatzreligion keine wirkliche Befriedigung religiöser und sinnstiftender Bedürfnisse bot, erkenne ich im Nachhinein daran, das nach dem Kauf eines gesuchten Instruments sogleich die Suche nach dem nächsten Objekt der Begierde begann und sich über Jahre hinweg kein Ende einstellen wollte. Diese Lebenseinstellung als Sammler und Materialist hat es niemals geschafft, ein andauerndes Gefühl innerer Zufriedenheit und Erfüllung in mir zu erzeugen und so langfristig Unzufriedenheit und Depressionen erzeugt, bis ich begann, mich nach anderen Zielen umzusehen.

Auch der Gesundheit war die materialistische Lebensweise so gar nicht zuträglich. Bewegungsmangel, ungesundes Essen, Überarbeitung und ähnliches erschufen zunehmende Probleme mit Zivilisationskrankheiten wie Fettleibigkeit, ständigen Erkältungen, Depressionen, Migräne und ähnlichem. Erst nach 2 Jahren des gesunden Lebens bin ich fast alle Folgen dieser Lebensweise losgeworden.

Am Beginn meines Weges hätte ich nie gedacht, das der Glaube mein Leben so weitreichend und komplett umkrempeln wird, wie es seitdem geschehen ist. Mein bis dahin fast einziger und allgegenwärtiger Lebensinhalt des Produzierens elektronischer Musik und des ständigen Erweiterns meines Musikstudios, spielt schon lange keine Rolle mehr. Das Musikstudio ist verkauft und in dessen ehemaligen Räumlichkeiten haben nun 3 Kinder ihr Kinderzimmer. Die neuen Hobbies heißen Kleingarten, Selbstversorgung, Landart und Naturfotografie. Inzwischen bin ich geradezu süchtig danach, in die Natur hinauszugehen und deren Geheimnisse zu erkunden und in mein Leben zu integrieren.

Seit ich gläubig bin und danach lebe, fühle ich mich wie neugeboren und entdecke die Welt jeden Tag neu. Wer erinnert sich nicht daran, das einem in Kinderzeiten ein Jahr so lange vorkam, wie heute vielleicht ganze 5 Jahre? Je älter wir werden desto schneller scheint die Zeit zu vergehen. Woran das liegt? Nicht daran, das die Zeit tatsächlich schneller läuft, sondern daran, daß wir die Welt entdeckt haben und alles in alltäglicher Routine erstarrt. Mir ging es genauso und irgendwann werden vielleicht auch die Inhalte der Alten Sitte für mich zu einer solchen Routine werden. Derzeit habe ich durch den Glauben aber noch soviele neue Dinge zu entdecken und habe in den letzten 5-6 Jahren soviel Neues erfahren, daß mir dieser Zeitraum wie ein eigenes Leben erscheint.  

Religionen, egal welcher Ausrichtung, haben die Eigenschaft, dem Leben des Gläubigen festgelegte Prinzipien aufzuerlegen. Solche Prinzipien führen dazu, Dinge, die nicht zu ihnen passen, aus dem Leben des Gläubigen auszuschließen. In der heutigen Zeit, wo grenzenloser Individualismus Mode ist, erscheinen solche Prinzipien rückschrittlich und für manchen sogar bedenklich und totalitär. Sofern es der Gläubige aber mit diesen Prinzipien nicht übertreibt und er nicht zu dogmatisch wird, sind die Auswirkungen dieser Prinzipien durchweg positiv, da hier nach dem Motto -weniger ist mehr!- gehandelt wird.

Oftmals ist der Einzelne in der heutigen Gesellschaft der unbegrenzten Individualität und der unbegrenzten Möglichkeiten mit derer Vielzahl überfordert und hat große Probleme, zu sich selbst zu finden; oder den Sinn im Leben zu erkennen. Werden einem durch den Glauben nun Prinzipien und Regeln auferlegt, die bestimmte Dinge und Handlungsweisen ausschließen, so fällt eine Orientierung im Leben wesentlich leichter. Auf diese Weise gibt der Glaube seinem Anhänger den im Leben so dringend notwendigen Halt. Mein Glaube strukturierter mein Leben, trennt wichtige und unwichtige Dinge voneinander und erfüllt mein Dasein mit Sinn. 

 

Tages- und Monatsnamen:

Da wir in der Alten Sitte das Leben und die Mythologie der Germanen als Vorbild haben, ist es nur passend, wieder die damaligen Tages- und Monatsnamen zu verwenden. Die germanischen Varianten stelle ich an dieser Stelle kurz vor.

Wochentage:

1. Mondtag

2. Thingstag

3. Wodanstag

4. Donarstag

5. Freyastag

6. Saturstag

7. Sonnentag

 

Monate:

Hartung (Januar): Härtester und strengster Wintermonat

Hornung (Februar): Der kürzeste Monat

Lenzing (März): Monat der länger werdenden Tage

Ostermond (April): Monat der Frühlinsgöttin Ostara

Wonnemond (Mai): Wonne/Weide, bezieht sich auf den Sommerbeginn

Brachet (Juni): Begriff aus der Dreifelderwirtschaft

Heuert (Juli): Monat der Heuernte

Ernting (August): Erntemonat

Scheiding (September): Ende des Sommers

Gilbhardt (Oktober): Bezieht sich auf das bunte, vergilbte Herbstlaub

Nebelung (November): Monat der feuchten Winternebel

Julmond (Dezember): Monat der Wintersonnenwende/Julfestes

 

 

 

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Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am: 30.05.2017