RITUALABLAUF

 

Hier möchte ich das Grundschema von Ritualen darstellen. Dieser Ablauf beruht auf der Praxis unserer Ahnen und sollte auch heutzutage beachtet werden. Er gilt für die regelmäßigen Jahreskreisfeste und für die Lebenskreisfeste.

 

Ritualvorbereitung:

1. Waschen

2. Wanderung zum Heiligtum

3. Schmücken des Altars

 

Ritual:

1. Hornsignal

2. Begrüßungsgebet

3. Anrufen der Naturelemente

4. Anrufungen der Götter

5. Feuerentzünden

6. Festrede / Edda-Teil

7. Runengesang

8. Opferweihe

9. Blot

10. Opfermahl

11. Götterbefragung

12. Verabschiedung

 

Im Folgenden stelle ich diese zwölf Elemente und die dazugehörigen Texte im Detail vor. Im Laufe der Jahre habe ich verschiedene Reihenfolgen ausprobiert und mit der hier vorgestellten Reihenfolge die intensivsten, spirituellen Erlebnisse erreicht. Die hier vorgestelle Reihenfolge kann dabei, je nachdem um welches Jahreskreisfest es sich handelt, variieren. Die genauen Reihenfolgen für die jeweiligen Anlässe sind auf der Unterseite Jahreskreisfeste zu finden.

 

Ritualvorbereitung:

 

1. Waschen:

 

2. Wanderung zum Heiligtum: Die Festgesellschaft trifft sich an einem verabredeten Treffpunkt und wandert gemeinsam zum Heiligtum. Die Wanderung dient der Einstimmung auf das folgende Ritual und zur Einkehr innerer Ruhe. Sehr unterstützend, wenn auch nicht zwingend notwendig, ist dabei das Verräuchern von Kräutern und Zauberpflanzen. Dazu trägt der vorrausgehende Gode eine entzündete Räucherschale mit den passenden Kräutern. Psychoaktiv wirkende Zauberpflanzen finden an dieser Stelle ebenfalls Verwendung. Beim Betreten des Heiligtums spricht jeder Teilnehmer das kurze Gebet:

Heil Asen, heil Asinnen und allen hochheiligen Göttern!

alternativ auf altnordisch:

Heil Aesir, heilar Asynjur ok öll Ginnheilög god.

 

3. Schmücken der Altars: Nach dem Betreten des Heiligtums packen die Festteilnehmer ihre mitgebrachten Opfergaben aus und legen sie auf den Altar. Die Opfergaben werden optisch ansprechend verteilt und dazwischen Kerzen und Teelichter entzündet. Als Opfergaben geeignet sind natürliche und der Jahreszeit entsprechende Dinge.

 

 

Ritual:

 

1. Hornsignal: Der Gode steht im Norden des Heiligtums und blickt nach Süden zur Festgesellschaft. Er bläst dreimal das Horn und bittet um Ruhe und Aufmerksamkeit:

Ich gebiete Ruhe in Allvaters Versammlung!

 

2. Begrüßungsgebet: Die Festgesellschaft spricht zur weiteren Einstimmung zusammen mit dem Goden folgendes Begrüßungsgebet:

(Strophen 3 und 4 aus dem Sigdrifumal der Lieder Edda)

Heil Dir Tag, heil euch Tagessöhnen, heil Dir Nacht und nährende Erde.

Mit unzorngen Augen schaut auf uns und gebt uns sitzenden Sieg.

Heil Euch Asen, heil Euch Asinnen, heil dir fruchtbares Feld!

Wort und Weisheit gewährt uns edeln und immer heilende Hände!

 

3. Anrufen der Naturelemente: Der Gode ruft in Richtung der dazugehörigen Himmelsrichtungen die vier Elemente des Lebens an. Diese vier Elemente sind Erde, Luft, Feuer und Wasser und werden in der germanischen Mythologie durch vier Zwerge mit den Namen Nordri, Austri, Sudri und Vestri personifiziert. Jedes Element und seine Kräfte werden mit einem zugehörigen Spruch gerufen und zum Fest eingeladen. Als Grundlage allen Lebens gehören die Elemente und ihre Kräfte unabdingbar zu einem naturreligiösen Ritual und sollen dabei ihre Kräfte entfalten; d.h. sie sollen auf die Ritualteilnehmer und auf die umgebende Natur positiv rückwirken.

Norden (Erde): Heil Nordri, Wächter des Nordens! Heil, Kräfte der Erde, die sich erneuert haben und neues Leben gebaren. Wir rufen Euch und laden euch ein zu unserem Fest!

Osten (Luft): Heil Austri, Wächter des Ostens! Heil, Kräfte der Luft, die lau und milde den Frost bezwangen. Wir rufen Euch und laden Euch ein zu unserem Fest!

Süden (Feuer): Heil Sudri, Wächter des Südens! Heil, Kräfte des Feuers, das mit neuer Kraft Licht und Wärme brachte. Wir rufen Euch und laden Euch ein zu unserem Fest!

Westen (Wasser): Heil Vestri, Wächter des Westens! Heil, Kräfte des Wassers, daß frei vom Eis neues Leben hervorbringt. Wir rufen Euch und laden Euch ein zu unserem Fest!

Zentrum: Heil, ihr guten Kräfte von Erde, Luft, Feuer und Wasser. Kräfte des göttlichen um uns und in uns, die alles durchdringen. Wir rufen Euch und laden Euch ein zu unserem Fest. Erfüllt uns mit Euren Gaben, mit Weisheit und Stärke und mit dem Segen der Götter, Heya!

 

4. Anrufungen der Götter: Die Götter werden vom Goden angerufen und zum Fest eingeladen, damit sie mit ihren Kräften im Heiligtum zugegen sind. Das ist die Vorraussetzung dafür, das sie ihre Opfergaben entgegennehmen und auf Bitten und Fragen der Menschen eingehen können.

Der Gode geht im Sonnenlauf (Uhrzeigersinn) vom Altar im Norden des Heiligtums an den südlichsten Punkt und nennt den Gott Ziu, während er zum Nordhimmel schaut. Anschließend geht er weiter, bis er im Osten ankommt und nach Osten blickend mit Donar den ersten Gott anzuruft und geht bei jeder Gottheit ein Stück weiter. Wenn er Widar anruft, sollte er wieder im Osten angekommen sein. Von dort geht er weiter in den Süden und spricht nach Norden auf die Erde schauend den letzten Satz der Götteranrufungen. Zuletzt geht der Gode zurück zum Altar im Norden des Heiligtums, das er somit dreimal umrundet hat. Mit diesem Ritual werden nicht nur die Götter angerufen, sondern auch ein Schutzkreis um das Heiligtum gelegt.

(Ableitung aus dem Grimnismal der Lieder Edda)

Ich rufe Donar in Bilskirnir, seinem Palast mit den 540 Gemächern.

Ich rufe Uller in Eibental, wo er seinen Saal erbaut hat.

Ich rufe die heitern Götter in Walaskialf, wo Wodan seinen Thron hat.

Ich rufe Frigg in Kleinodheim, mit Wodan trinkt sie alle Tage da selig aus goldnen Schalen.

Ich rufe Wodan in Gladsheim, in Walhalls weiter Halle.

Ich rufe Skadi in Thyrmheim, die dort ihres Vaters alte Veste bewohnt.

Ich rufe Balder in Breitglanz, die Gegend wo ich Greuel am wenigsten lauern weiß.

Ich rufe Heimdall in Himmelsburg, der Wächter der Götter tinkt in wonnigem Hause süßen Met.

Ich rufe Freyja in Folkwang, dort wählt sie täglich der Wallstatt andre Hälfte.

Ich rufe Forseti in Glastheim, wo er thront und allen Streit schlichtet.

Ich rufe Njörd in Noatun, ohne Mein und Makel waltet er des hohen Hauses.

Ich rufe Widar in seinen Land Widi, da ist der Sohn den Vater zu rächen bereit.

Ihr hochheiligen Götter in Euren Häusern ich habe Euch gerufen, nun schaut heute her in diesen Opferwald und seit zugegen bei unserem heiligen Fest!

 

5. Feuerentzünden:

(Aus den Strophen 56 und 67 des Hâvamâl der Lieder-Edda)

Brand entbrennt an Brand, bis er zu Ende brennt, Flamme belebt sich an Flamme. Feuer ist das beste dem Erdgebornen und der Sonne Schein. Donar weihe dieses Feuer!

 

6. Festrede / Edda-Teil: 

 

7. Runengesang: Als Wodan an der Weltenesche Yggdrasil hing wurden ihm nicht nur die Runen, sondern auch die zugehörigen Zauberlieder (Galdr) zuteil. Diese Zauberlieder dienen magischen Zwecken und sollen angeblich Wunden heilen und das Feuer kontollieren können. Das ist freilich Mythologie, auf jeden Fall eigenen sie sich bei Festen dazu, die Kraft der zugehörigen Runen zu betonen, sie zu verstärken und den Teilnehmern des Festes mehr Spiritualität zuteil werden zu lassen.

Eine, oder mehrere Runen werden dazu auf einem oder zwei Tönen gesungen. Dabei singt man den Namen der Rune so langgezogen wie möglich, d.h. so lange man Luft hat, bevor man wieder einatmen muß. Runen, die Vokalen entsprechen werden auch als Vokale gesungen. Dabei soll der Vokal selbst besonders betont werden. Am Beispiel der Rune Uruz sieht das dann folgendermaßen aus:

-Uruz, uuurrruuuzzz, uuuuuuuuuruz, uruz, uuurrruz-

Jene Runen, die einen Konsonanten entsprechen, werden zusammen mit den fünf magischen Vokalen A, E, I, O, U gesungen. Die Reihenfolge dieser Vokale ist lediglich ein Beispiel und kann abgewandelt werden. Der Name der Rune wird dreimal gesungen und der Konsonant mit den einzelnen Vokalen folgt. Am Beispiel der Rune Raidho sieht das dann so aus:

-Raidho, raidho, raidho, ra, re, ri, ro, ru, raidhooooo-

Da man dabei bis auf wenige Ausnahmen ein und diesselbe Tonhöhe beibehält, handelt es sich bei Galdr um Obertongesang, wie er in ähnlicher Weise von den Inuit oder schamanischen Naturvölkern in Sibirien bekannt ist. Der Runengesang kann von Trommeln und anderen Instrumenten unterstützt werden, allerdings ist dies nicht unbedingt notwendig. Durch seinen monotonen Charakter und die beim Singen deutlich veränderte Atmung, ist er ein gutes Mittel, um schnell in Trance zu geraten.

Zu jeden Jahreskreisfest passen drei Runen, die als Runengesang vorgetragen werden. Welche Runen zu welchem Anlass passen, ist auf der Unterseite Feste nachzulesen.

 

8. Opferweihe:

Donar, Donnergott, höre was ich hier erbitte. Weihe mit Macht gemäß uralter Sitte Opfergaben, die wir gern den Göttern geben. Heil soll unser Leben durchweben. Gabe um Gabe, so soll es geschehen, ehe die Götter und Menschen im Ragnarök vergehen.

Donar, segne dieses Horn als Symbol des Wurdarborn und nimm es unter Deinen Schutz. Wer beim Trinken Gutes denkt, der bekomme Deine Hilfe. Wer beim Trinken böses denkt, den Treffe Dein Hammer. Wer das Horn entweiht, den treffe Deine Faust. So möge es sein! Solange man noch nüchtern ist, denkt man oft noch das Schlechte, nachdem man Meth getrunken hat, erkennt man schon das Rechte. Ihr Götter der Asen und Wanen, gebt nun Euren Segen in unseren Meth, so wollen wir ehren die Ahnen und das Ihr uns Feiern seht.

 

9. Blot: Das Blot als Opferritual an die Götter ist der Höhepunkt eines jeden Germanenfestes. Man ruft dabei seine wichtigsten Götter an und opfert ihnen verschiedene Gaben. Abgesehen von Menschenopfern, kann es sich dabei heutzutage um alles handeln, was einem etwas wert ist. Heutzutage opfert man hauptsächlich Speisen und Getränke wie Brot, Meth, Milch, Bier, Käse, Fleisch, usw. Es ist aber auch üblich eigenes Blut zu opfern, selten kommen Tieropfer vor.

Die Hornweihe geht dem Sumbel vorraus, bzw. leitet es ein. Durch die Weihe des Horns erhält der darin befindliche Meth eine größere Kraft und stellt intensiveren Kontaktt zu den Göttern dar, als ohne Weihe.

Das Sumbel ist ein Trinkritual, bei dem alle Teilnehmer einen Kreis bilden und ein mit Meth gefülltes Trinkhorn jeweils nach links weitergegeben wird. Jeder Teilnehmer spricht zunächst zu den Göttern und zu den anderen Gläubigen, gießt etwas Meth als Opfer an die Götter aus und trinkt dann aus dem Horn, bevor er es zum linken Partner weitergibt. Es gilt für den jeweiligen Inhaber des Horns unbegrenzte Redefreiheit, die die anderen Teilnehmer durch Stille einhalten sollten. Es können eine oder mehrere Trinkrunden durchgeführt werden, entschließt man sich zu mehreren Runden, so ist jede davon einem bestimmten Anliegen gewidmet, auf dessen Inhalt sich die Äußerungen der Teilnehmer dann beziehen sollten. Selbst wenn viele Trinkrunden durchgeführt werden, ist darauf zu achten, jeweils nur soviel zu trinken, das man das Ende des Sumbels durchhält, ohne betrunken zu sein. Es ist ein heiliges Ritual und kein Besäufnis (dieses kann ja anschließend immer noch folgen, wenn man will).

 

10. Opfermahl:

 

11. Götterbefragung:

 

12. Verabschiedung:

(Strophe 165 aus dem Hâvamâl der Lieder-Edda)

Des Hohen Lied ist gesungen in des hohen Halle. Den Erdensöhnen Not, unnütz den Riesensöhnen. Wohl ihm der es kann, wohl ihm der es kennt, lange lebt der es erlernt. Heil allen die es hören.

Der Ring ist gelöst, die Gemeinschaft besteht. Heil denn fahre, heil denn kehre, Heil dir auf deinen Wegen!

(Strophe 4 aus dem Vafthrudnismal der Lieder-Edda)

 

 

 

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Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am: 11.02.2012