SKALDIK
Vorwort: In der nordischen Mythologie ist es der Gott Bragi, der für Skaldik, die Dichtkunst zuständig ist. Beflügelt durch Odroerir, den Dichtermet erschaffen auch viele Midgardbewohner schöne Gedichte und Liedtexte. Seit ich das Musizieren zugunsten der intensiven Beschäftigung mit der Alten Sitte und dem naturnahen Leben an den Nagel gehängt und zudem eine Familie gegründet habe, fehlt mir persönlich die Zeit und Muße Skaldik zu erdenken.
Partnerschaft in Gedicht und Bild: Im März 2010 hat Dichtergott Bragi Ravena aus dem Asatru-Forum dazu inspiriert das Gedicht "Winterstille" zu einem Bild aus meiner Fotoserie "Einem schönen Winter zu Ehren" zu schreiben. Die direkte Verbindung von Bild und Gedicht hat nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Mitgliedern im Asatru-Forum sehr gefallen. Nachdem Ravena ein weiteres Gedicht zu einem Bild aus meiner Fotoserie "Durch den Freeden" geschrieben hat, daß mir noch besser gefiel als das erste, war ich überzeugt das diese Gedichte zusammen mit den Bildern auf diese Netzseite gehören und habe Ravena die Partnerschaft in Gedicht und Bild angeboten. In unregelmäßigen Abständen werden hier weitere Gedichte zu Naturfotos folgen und ich hoffe das diese Partnerschaft lange halten wird, verhilft sie doch der seit Jahren verwaisten Unterseite Skaldik zu neuem Leben.
Winterstille
© Ravena
Durch der kühlen Welten Weiten,
zieht sich Stimmung der Natur.
Stiller Reif ruht sanft verschlafen,
Stille über Feld und Flur.
In den Wipfeln flüstern leise,
Wesen, die sonst niemand sah,
sprechen ihre eigne Weise,
aus der Stille, welche sie gebar.
Halten Wacht in diesen Zeiten,
sind uns nah in ihrem Sein.
In weißer Pracht sie uns begleiten
wenn wir kehren wieder heim.
Holler
©Ravena
Im Tageslicht da wiegen
sich die Hollerbüsche karg.
Doch lichter Schein vermag zu trügen,
da Holler man im Mondeslicht befragt.
Es lebet hier der kleinen Wunsch,
es wohnt in ihm das Feenreich
und sie tanzen, tanzen frei
wenn Luna glanzt mit Silberstreif.
Im Morgentau Frau Webe strickt
dort wirft sie ihre Fängen aus,
den Ruf sie nach der Seele schickt
verliert sich bald in ihrem Haus.
Und glüht die Helle über Landen,
strahlt sie Schatten durch Geäst,
manch einer Hollerglück empfangen,
in Gleichem feiert man ein Fest.
Sie lassen los nicht vor dem Morgen,
reißen dich in ihrem Bann,
in ihrem Glück,
hier vergißt, wer Kummer und auch Sorgen
so kehrte manch Wandersmann
zu seinen Sinnen nie zurück.
Letzte Ruhe!?
© Ravena
Dort wo der Schnitter angesetzt,
wo kein Wind sich regen will,
verstorbne Ruhestätte hier zuletzt,
hier bist du nun
und
es
ist
still
Karges, aufbäumendes Verlangen
Hel hat ihre Spurn gelassen
um ihr Leben sie noch rangen
Modernd Geruch in diesen Blassen.
Denn Tapferkeiten, Kampf und Mute
so wird es heißen immerdar,
siehst du im Schlechten auch das Gute,
ist Wegbereiter, oh fürwahr.
Unverzagt sich ewig reget
das lichte Grün im Hoffnungszeichen,
wenn Totensang sich säuselnd leget,
er muss dem Leben wieder weichen.
Dort wo Götter Leben walten,
dort wo der Geist der Heiden liegt,
wird die Erde nie erkalten
und das was bleibt,
das
ist
der
Sieg!
Wodans Flug
©Ravena
Hinein ins braune Haufenwerke,
schleichen sich die kleinen Wesen,
Elfentanze, träumend Zwerge
Flugessalb´, der Hexen Besen.
Hoch hinauf das rote Haupte,
streckend nach dem Wohlverbleib.
Mancher einst noch glaubte,
es wär ein Todeszeitvertreib.
Berkan steht in der guten Nah,
hat wie er den weißen Fuß.
Wer kostete, der wohl dann sah
wie Wodan aus dem Fluge grußt.
Doch seid bedacht bei dieser Reise,
mit Umsicht man nur fliegen kann.
So fliegt auch bald der alte Weise,
der Zauber
liegt
in
seinem
Bann
Elfentraum
©Ravena
Geküsst ward ich an diesem Ort,
geschmeichelt meiner Sinne,
streichelnd fährt der Fließbach fort,
Wunsch fließt leis mit klarer Rinne.
Als es mich packte wohlverträumt,
ich wacht der Tage Stunden,
hier wo ich hab an Zeit versäumt
tat mich der Elfen Traum zu kunden.
Ich tauchte ein in ihren Tanz
die Farbenpracht hab ich erblicket.
Sie erstrahlen hell in ihrem Glanz
lüstern wurde ich erquicket.
In dem Grünfarn an der Ecken
spielen ihre Kleinen,
brich den Blick, wenn sie dich necken,
sonst wird das Seelenblut der Deinen,
sich entrücken an der Stelle,
dort wo du verweilst,
wende ab das Aug´hinfort,
sieh, dass du dich eilst.
Hinten dort, wo Stein erwärmt
von himmelsklarer Sonne,
da wo es summt und leise schwärmt,
dort tanzen voller Wonne.
Es wird nun heikel, was ich seh,
mir der Sinn vorbeigeflogen,
Elfenmann reicht Blütenfee,
und mein Herz ward aufgewogen.
Ihr Stimm, ihr Sang, ihr Botenwort,
hat schon so Manch das Herz geschand
ihr lieblich Reiz, ihr Herzenspfort
nimmt meins sodann als Pfand.
Und wacht ich auf aus diesem Traum,
wo endlos Zeiten in sich sind,
vergess ich nie des Schicksals Saum,
wenn wärmer wird der leise Wind.
Ritusplatz
©Ravena
Hier ließ Frau die Hüllen fallen,
an der Götter Kraften Maß.
Und der Einsame ganz bedacht in Ahneshallen,
wo Jungfer freier vor ihm saß.
Kehr ein, kehr ein mit Opfergaben
bringe dar, was in dir liegt.
Sollst am Ende von dem haben,
welcher Herz und Seele wiegt.
Vornherum kniete er, der Weise,
stellet auf der Lichter heilig.
Innenschau und Weltenblick sprachen leise,
während andre hasten eilig.
Kehr ein, kehr ein mit Opfergaben
bringe dar, was in dir liegt.
Sollst am Ende von dem haben,
welcher Herz und Seele wiegt.
Jungfrau ließ hier sich verführen,
schmachtete dem feuernd Blick,
des Einsamen Herze zu berühren,
doch es führt´ kein Weg zurück.
Kehr ein, kehr ein mit Opfergaben,
bringe dar, was in dir liegt.
Sollst am Ende von dem haben,
welcher Herz und Seele wiegt.
Und sie beteten an, der hohen Heiten,
Blut hat sich vergossen dieser Ort.
Ließen sich in Reiche leiten,
schwanden in des Geisten Wiege fort.
Kehr ein, kehr ein mit Opfergaben,
bringe dar, was in dir liegt.
Sollst am Ende von dem haben,
welcher Herz und Seele wiegt.
Vollbracht ward bald das glimmend Lied,
gesättigt wurde Mann und Frau.
Hier jedoch auch, was sie wieder schied,
des tiefen Blick zur Innenschau.
Kehrt heim, kehrt heim mit euren Gaben,
seht hin, was fortan in euch liegt.
Ihr werdet immer von dem laben,
welcher hat euer Herz und Seel´ gewiegt.
Erfüllung
©Ravena
Das ist es,
dringts schmeichelnd die Seele
wohldurchtränkend im Sonnenschein.
Und an den Seiten lauern sie leise
erfüllet die Luft
mehr und mehr mit ihrem Sein.
Hinter mir,
Etwas -
wage es nicht, zu schauen
habe das Ziel im Auge,
lasse mich nicht beirren
muss dem Weg letztendlich vertrauen.
Zu erkunden,
mich selbst,
den Pfad des Lebens,
flüsternde Stimmen rufen,
suchen
nach mir.
Doch bin ich beharrlich!
Rückzug vergebens.
Von dem Lichten
ins Dunkel
und wieder zurück,
schweige, glaube und weise
mit offenen Augen
und offenen Ohr
endet der Weg dann wahrhaft,
in der Erfüllung von Glück.
(Schräg und gleichbleibende Schrift ist möglich getrennt voneinander zu lesen. In dem einen erfährt man eine kleine Anrufung/Gebet in dem anderen Teil die Gegenseite)
Schwarze Schönheit
©Ravena
Wer ist sie, die hier wohnt,
bei den Asten und Blatt?
Einzig in der Nacht hebt sie sich empor,
entbehrt dabei Geheimnisse,
Geheimnis, welches sie in sich hat.
Ich sah sie nur einmal, mein Herz seitdem schwer
ihr Gesang betörend und lieblich,
ihr zu Lauschen fortan, war mein Begehr.
Hier bei den Seen so friedlich.
Sie singt von der Liebe, der Trauer in ihr,
die Luft durchzogen von Leid
Den Gram fühlte ich tief in mir,
Gram der Schönen im schwarzen Kleid.
Wer sie gesehen, tief in sie geblickt,
fortan nur noch an sie denken kann
wird wandeln, wie sie, ohne Zurück,
gelegt das Herz am See in ihren mächtgen Bann.
Mit der Sonne verschwindet das Klagen,
die Tränen, die Gram, all das Klingen
und doch erzählt man sich hier von den Sagen,
wenn wird die Schöne wieder singen.
Wer sie gesehen, tief in sie geblickt,
fortan nur noch daran denken kann,
doch es gibt kein zweites Zurück,
Herz auf ewig in ihrem Bann.
Der Gehörnte
©Ravena
Wächter des Waldes, des Feldes und Flur,
ruhst sanft auf Kissen von Moos,
zu schützen, zu wehren deine Natur
versteckt in hölzernem Groß.
Führ an meine Schritte, lenke mein Herz
öffne das Tor der anderen Welt.
als Gabe brach ich Blut unter Schmerz,
dir der zwischen dem Schein zusammenhält.
Erwache aus der Starre, nimm Lebendigkeit an,
zur Bruderschaft bringe ich edelsten Wein.
Lege ich meine Lippen alsdann daran,
dringt dein Ruf aus dem blühenden Hain.
Geschlossenes Auge, das Andere offen,
zeigst von vergessenen Tieren.
Eine Träne fällt, sie lässt mich hoffen,
dass du uns einst wirst wieder führen.
Die Menschen jedoch sind noch nicht so weit,
müssen viele Lehren begehen,
dennoch machst du dich fortan bereit,
wenn alle wieder können dich sehen.
Offenes Auge, das Andere geschlossen,
fällst du in deine Starrheit zurück.
Erst wenn viele Tränen geflossen,
finden Menschen bei dir ihr Glück.
Weitergehn
© Ravena
Nach langer Reise tät ein Rasten
auf gutem Stuhl und weichem Bett
ebenso ein Laib Brot statt Fasten
wahrhaft gut - was wär es nett.
Doch in den Augen schimmern Tränen,
sprechen von Erinnerungen,
stures Hoffen, langes Sehnen
aus meinem Menschen Herz entsprungen.
Und die Bilder, die ich blicke,
die vor meinem Geiste treiben:
Wo ist die Freude, wo das Glücke?
Wo kann ich sitzen, wo kann ich bleiben?
So wander ich auf diesen Pfaden,
sehe still das prächtge Haus.
In mir ein Drang, der will es wagen,
zu klopfen - doch was wird daraus..
Es ist diese andre Frage,
schwelend in mir steigt hinauf,
dass ich es dann doch nicht wage
und des Weges weiterlauf.
Zeitlos
©Ravena
Durch die Zeiten, durch das Leben
trug ich Lasten dieser Welt,
um zu schenken, um zu geben,
das der Mensch in Händen hält.
Drehte mich und lief und schuf,
emsig hieß mein Aufgebot.
Folgte stets des Herren Ruf,
zu wenden ihm den Hungertod.
Doch wie es so will und wie es wollte,
des Menschen Herz nach Größrem strebt.
So kam es dann, so wies wohl sollte,
dass Gutes wurd bald abgelegt.
Der Herr er trug bald neue Kleider,
in Samt und Seiden hüllt er sich,
mit dem Reichtum kamen Neider,
welch ihm Liebe aus dem Herzen strich.
Vergessen ward ich in der Sonnen,
vergessen auch, der Gaben reich.
Tränen mit dem Bach zeronnen,
und mein Körper wurde bleich.
Viele Jahre warn vergangen,
der Herr auf Hügeln bei dem Mohne lebt.
Als es tat mich fast zersprangen,
Sohnessohn an meinem Körper dreht.
Unter Ächzen, unter Stöhnen,
schlief ich doch schon hundert Jahr,
wollt er mich salben, wollt er ölen,
er wollt ein Wunder verlangen gar.
Knöchern steckt es in den Wunden,
ich wollt er würde wieder gehn.
Tag und Nacht in Schweiße Runden,
unter Flüchen, Lob und Flehn.
Nach sieben langen Maren,
hat er geschaffen, was man nie gedachte,
dass nach unendlich vielen Jahren,
ich mich vor Freuden wieder dreht`und lachte.
Die Leiter
©Ravena
Hoch hinauf gehts Schritt für Schritt,
es säuselt durch den Morgenwind.
Folget dir auf jedem Tritt,
raunt das Waldes Geisterkind.
Wohnt gemütlich in den Wipfeln,
wo´s zu Tafel bittet dich.
Trau dich jetzt, erklimme Gipfeln,
spricht es sanft, so fürcht`dich nicht.
Bricht es auf den kalten Schatten,
aus Blütenmeer gefrornem Sinn.
Schleift die Steine, schleift zu Glatten,
doch fordernd reckt es bald das Kinn.
Emsig nimmt es menschlich Qualen,
sein Augenlicht deswegen schwer,
für Gaben wird man hart bezahlen,
Menschenseele stumm und leer.
Steig die Leiter, zu der Pforte,
verweiger Trank von seinem Blut,
so entrinnst du diesem Orte
und in dir die Fülle reich und gut.
Verweiger auch das bittre Mahl,
und schlaf nicht tausendschönste Zeit,
es bleibt dir nur die eine Wahl,
willst du Jungfern´s Seelenkleid.
Tanz am See
©Ravena
"Gestatten? Mein Name ist Scheuch von Scheuchen,
bin ein Herr aus stattlichen Hausen,
von Beruf Vetreiber von Vögel und Seuchen,
liebend den Freiflug mit dem Wind los zu sausen.
Was mir auch steht sind Hüte und Jacken,
ein Hölzchen zum Stützen den Rücken,
gar auch um das Federvieh zu packen,
solches frohlockt mein Entzücken.
Hemd und Hose hab ich bunt anprobiert,
verschlissen des Nachts beim Tanze im See,
wo sich ewig das Weib vor mir ziert
und mein Herz verloren im Weh.
Man liebt mich als Hilfe, es liebt mich das Kind,
und ich liebe die Freude,
die man mir dann bringt.
Doch mein hölzernes Herz bleibt was es sei,
gibt sich die schöne Frau von Scheuche nicht frei."
Der Gehängte
©Ravena
Opfergabe
stillstehende Zeit.
Geheiligt der Tod,
lösen uns von Altem.
Gehängter
hoch hinauf.
Aufgerichteter, verklärter Blick.
Gefangen für die Freiheit.
Erwachendes Auge,
neue Blickwinkel geben.
Du bist der Täter,
darum wirst du Opfer sein.
Der Gehängte
will hoch hinauf.
Sein Ziel ist der feste Stand
unter seinen Füßen.
Mit Dank
erkenne ich dich.
Durch deine Aufgabe
wird neues Wachstum möglich.
Zeitschwingen
©Ravena
Eifrig dreh ich meine Runden,
Schlag für Schlag der Zeiten Berg.
Es vergehen Menschens Stunden,
steht es still das Lebenswerk.
Hastend sind auch manche Tage.
Du fragst dich, was dir noch bleibt.
Mein schwingend Auge es dir sage,
dreh dich langsam dieser Zeit.
Stillstand ists, kein Wind sich regt,
traurig blickst du mir entgegen.
Zur Ruhe hab ich mich gelegt,
mancher Schmerz und mancher Segen.
An mir siehst du die Zeiten schwingen,
der Wind singt klar ein Nornenlied.
Lausch der Lieder, die da Klingen,
bin der, der das Leben wiegt.
Weisende Steine
©Ravena
Mein Blick ist wieder mal getrübt,
wo geh ich hin, wo kam ich her..
falsches Wort Gedanken trügt,
der Stille gebraucht im Weltenmeer.
Erwartend Antwort zu erklimmen,
gelesen wurde schon so viel.
Lasse die Weisen in mir klingen,
Wahrheit heißt das große Ziel.
Näher wollen meine Hände,
fordernd liegt der Schoß der Wyrd.
Berühre dunkle, kalte Wände,
der Lohn ist reichlich, Lüge stirbt.
Will ich sehen, was gewoben,
will ich trinken von dem Blut?
Und die Welten sind verschoben,
verbrennend mit der Wahrheit Glut.
Letzter Sommer
©Ravena
Oh wahr, wird einst der Weg vergessen,
den wir gegangen dieser Zeit?
Hell erleuchtet wo man gesessen,
tut Kunde Nebelwinter weit.
Der Reise maß an nackten Füssen,
beschwerlich war so manches Gehn.
Wo Rauhreif will mich zaghaft grüßen,
nach deiner Wärme ich mich sehn.
Gehst du fort, verlässt mit Gnaden,
was geschehen, was geworden,
hier zieht ein auf alten Pfaden
die weise Zeit wird neu geboren.
Das Bild verschwindet vor den Augen,
der Weg, er bleibt dir ewig treu.
Weiter ziehen, sich zu trauen,
macht diese Pfade immer neu.
Das Versteck
©Ravena
Illusionen sind alles, was du erblickst,
komm greif nach den roten lustigen Früchten.
Wenn du behände von ihnen pflückst,
weicht ein Schleier, um sich zu lichten.
Geformt hab ich Rot, verlockend geneigt,
gemalt dann das Grün, um zu verdecken,
jedoch ist das Grau mein eigenes Kleid,
alles andere hilft zum Verstecken.
Beug dich hernieder, werd kleiner dennje,
begreife, das hier weder Zeit noch Raum.
In deiner vollen Größe ich dich dann seh,
du jedoch denkst, es sei ein Traum.
Schweige beim Anblick, schweig beim Erkennen,
dann wisse und wage dich mutig weiter vor,
willst du mich bei meinem Namen dann nennen,
ist es Öffnung oder Siegel des eisernen Tor.
Handwerk
© Ravena
Morgenstunde, hohe Sonnen,
Waldegeruch liegt in der Luft,
Arbeit wurde früh begonnen,
ein Scheit im Kreis den andern sucht.
Rundherum und immer wieder,
stapeln, legen, aufzubaun,
für heißes Gut dem Innen Sieder,
ein Holz muss hier dem andern traun.
Mit Kraft und Herz und Strategie,
wachsen wird es wie ein Haus,
nebst Feingefühl und welche die,
lernen nie dies Handwerk aus.
Magischer Schimmer
©Ravena
Gerufen aus dem stillen Dunkeln,
wollt ich wissen, was da sei.
Geboren aus des Willen Funkeln,
erhob sich vor mir Zauberrei.
Gewagt den Blick in Zukunftsspiegel,
gewagt zu öffnen goldnes Tor.
Zerbrochen wundersames Siegel,
der Blick dahinter ward Blick davor.
Ich male Farben in die Worte,
ich singe Schweigen ins Papier,
wag zu öffnen weitre Pforte,
fliege weder dort, noch hier.
Gläsern ist es ganz da unten,
schwarz ists oben, Mitte samt,
mancher Körper wurd geschunden,
in dem Grau sein Schicksal fand.
Verlangend ist die Opfergabe,
legt sich klammernd um den Grund,
was du gesehen sagt die Sage,
doch versiegelt bleibt dein Mund.
Gedanken~Fluss
©Ravena
Hockt ein Zwerg in der Tiefe und funkelt,
versunken in Schätzen des Lichts.
Ich erblicke sein Innen, sein Dunkel,
doch das Wasser schöpft weiter ins Nichts.
Ja, die Gier verlangt ab zu töten
gespaltener Zunge entspringt eine Zahl,
sucht und gräbt er in steinernen Nöten,
die drei ward ihm Zahl seiner Wahl.
So springt er frohn Mutes ins Werke,
Zahnrad um Zahnrad sich dreht.
Wille furchtlos genötigt in uralte Berge,
wo Wyrd das Fädchen genäht.
Streicht es ihr ab von den Flechten,
hoher Ton in der Hallengesang,
webet mit Fädchen den Echten,
als es munter von der Spule sprang.
Zerschellt das eine, das zweite, das dritte,
wie Kreiden steigts hinauf ins Gesicht,
Verloren fortan seines eigene Mitte,
verprellt, verhöhnt von hohem Gericht.
Die Gedanken fließen weiter im Freien,
stetig wie Wasser im erdigem Bett
denn es kann und wyrd nur so seien,
was von Göttern befohlen im Aett.
Ich schlafe
©Ravena
Eng umschlungen der Seele Fülle
wie der Wind sich klar erkühlte.
Ich schlafe tief in einer Hülle
Glanzlos Tage, Jahr gefühlte.
Der Wanderer setzt seine Schritte,
hinfort, es zieht ihn nicht zu mir.
In des Eises schwerer Mitte,
schwingt zeitlos Gnadentakt in dir.
Boten wurden ausgesendet,
zum Nornenrad sie ziehen immer.
Schriften blühn, wenn Kühl sich wendet,
tragen mit sich Hoffnungsschimmer.
Der Reif jedoch wird weiterschlingen,
frieren mich, erfrieren gar.
Stummt der Kehle klagend Singen,
es kehrt zurück die Eisesmar.
Gänzlich
© Ravena
Kühl mein Schein, so sehnst du mich,
nur karg genießt ein Blatt den Ast,
suchst im Nebel mein Gesicht,
wurd verworren, bei eilger Hast.
Ich zeig nur wenig, doch bin ich ganz,
dein Atem in der Kälte steht.
Verlier den Blick, komm her zum Tanz,
der Klang der Elfen leise weht.
Frag nicht, wie und frag nicht wer,
ich bin, das wirst du selbst erfahrn.
Lass dich ein, zeig mir das mehr,
was niemals meine Augen sahn.
Dann will ich schenken einen Traum,
und du wirst wandeln, wo du magst.
Es flüstern nur die Wolken kaum,
wenn du nach meinem Namen fragst.
Ich bin nicht ganz, noch bin ich halb,
ein Viertel nicht, noch Nie gesehn,
solltest leugnen mich mit Bruder Alb,
so wird der Wind des Eises wehn.
Such nach mir bei Nacht und am Tag,
lass scheinen das Kleid deiner Fülle.
Auf uns beide die schwere Last lag,
zu ergründen die Tiefe der Hülle.
Seeleneis
© Ravena
Frag`, warum mein Körper kalt,
warum mein Lächeln grau und schmal.
Allein der Welt, so ohne Halt
das bunte Leben schmeckt mir schal.
Du siehst mich an mit schelen Blicken,
säuselst von Wärme, von Liebe gar.
Dein Begehren, Umwerben, Schicken,
erklingt in mir nur sonderbar.
Der Klang in mir, wie eisge Zunge,
klirrt hart auf eingefrorner Erde.
Hauchend kalt dringts aus der Lunge:
wenn ich komm, dann lauf und werde.
Farblose Augen, ohne Glanz
schweigend kenn ich jedermann.
Mein Gestalt - ich bin nicht ganz,
mich naht kein Wesen menschlich an.
Spute dich, bevor´s dich dringet,
noch eh mein Atem dich erfriert.
Kehr um zu denen, wo es singet,
kein Seele sich in Eis verliert.
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Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am: 13.11.2011