7. ERNTEFEST

 

 

Zeitpunkt: Das Erntefest findet am Zeitpunkt der Herbst Tag- und Nachtgleiche statt, wenn die Sonne die Häfte ihres Weges von ihrem Höchststand zu Mittsommer bis zu ihrem Tiefststand zu Mittwinter erreicht hat. Tag und Nacht sind an diesem Datum gleich lang, also je 12 Stunden. Bis auf wenige Ausnahmen (Schaltjahre) handelt es sich immer um den 23.09. eines Jahres. Da es bei der Bestimmung des Festzeitpunktes um den Stand der Sonne geht, ist das Ernteopferfest eines des vier Sonnenfeste des Jahreskreises.

 

Bedeutung: Das Erntefest ist von insgesamt drei Erntefesten das zweite und das Hauptfest dieser Art. Im Gegensatz zum vorherigen Schnitterfest (Getreide) geht es nun um die Ernte der Früchte, der Trauben und des Obstes. Es ist die ideale Zeit um Obstbrände, Fruchtweine und Met anzusetzen. Es ist das Erntefest, an dem man glücklich und stolz auf das in diesem Jahr Erreichte zurückblicken kann. Nun sind alle Speicher und Vorräte gefüllt und es herrscht eine begrenzte Zeit vermeintlichen Überflusses.

Gleichzeitig beginnt mit dem Erntefest aber auch die dunklere Jahreszeit, in der die Nächte länger sind als die Tage. Bei allem derzeitigen Überfluß ist dies ein mahnendes Zeichen, sich langsam auf die kalte und dunkle Jahreszeit vorzubereiten und mit der gerade eingebrachten und hoffentlich guten Ernte sorgsam umzugehen und die Vorräte von Anfang an gut einzuteilen.

 

 

Ritualablauf:

 

1. Wanderung zum Heiligtum: Die Festgesellschaft wandert zum Heiligtum. Nach der Wanderung zum Heiligtum geht die Festgesellschaft im Lauf der Sonne in dieses ein. Wird dabei getanzt, so sprechen wir von einem Trojatanz. Der Kreisgang stellt den Weg der Sonne im Laufe des Jahres dar und symbolisiert sowohl das Leben ansich, als auch den gesamten Jahreskreis. Darüber hinaus dient der Kreisgang der Einstimmung auf das folgende Ritual und zur Einkehr innerer Ruhe. Sehr unterstützend, wenn auch nicht zwingend notwendig, ist dabei das Verräuchern von Kräutern und Zauberpflanzen. Dazu trägt der vorrausgehende Ritualleiter eine entzündete Räucherschale mit den zum jeweiligen Jahreskreisfest passenden Kräutern. Psychoaktiv wirkende Zauberpflanzen finden an dieser Stelle ebenfalls eine passende Verwendung.

 

2. Schmücken der heiligen Mitte: Nach Ankunft auf dem Ritualplatz packen die Festteilnehmer ihre mitgebrachten Opfergaben aus und legen sie in das Steinbeet um die große Kiefer in der Mitte des Platzes. Die Opfergaben werden optisch ansprechend um den Baum verteilt. Geeignet sind möglichst natürliche und der Jahreszeit entsprechende Dinge. Zum Erntefest passen Gemüse der Jahreszeit wie Kartoffeln, Möhren, Kürbis, Steckrüben und natürlich immer Brot.

 

-dreifaches Hornsignal

 

3. Anrufen der Naturelemente: Nun werden in Richtung der dazugehörigen Himmelsrichtungen die vier Naturelemente angerufen. Diese vier Elemente sind Erde, Luft, Feuer und Wasser und werden in der germanischen Mythologie durch vier Zwerge mit den Namen Nordri, Austri, Sudri und Vestri personifiziert. Jedes Element und seine Kräfte werden mit einem zugehörigen Spruch gerufen und zum Fest eingeladen. Als Grundlage allen Lebens gehören die Elemente und ihre Kräfte unabdingbar zu einem naturreligiösen Ritual und sollen dabei ihre Kräfte entfalten; d.h. sie sollen auf die Ritualteilnehmer und auf die umgebende Natur positiv rückwirken.

Norden (Erde): Heil Nordri, Wächter des Nordens! Heil, Kräfte der Erde, die sich erneuert haben und neues Leben gebaren. Wir rufen Euch und laden euch ein zu unserem Fest!

Osten (Luft): Heil Austri, Wächter des Ostens! Heil, Kräfte der Luft, die lau und milde den Frost bezwangen. Wir rufen Euch und laden Euch ein zu unserem Fest!

Süden (Feuer): Heil Sudri, Wächter des Südens! Heil, Kräfte des Feuers, das mit neuer Kraft Licht und Wärme brachte. Wir rufen Euch und laden Euch ein zu unserem Fest!

Westen (Wasser): Heil Vestri, Wächter des Westens! Heil, Kräfte des Wassers, daß frei vom Eis neues Leben hervorbringt. Wir rufen Euch und laden Euch ein zu unserem Fest!

Zentrum: Heil, ihr guten Kräfte von Erde, Luft, Feuer und Wasser. Kräfte des göttlichen um uns und in uns, die alles durchdringen. Wir rufen Euch und laden Euch ein zu unserem Fest. Erfüllt uns mit Euren Gaben, mit Weisheit und Stärke und mit dem Segen der Götter, Heya!

 

4. Einladung der Mächte: Wir grüßen unsere heilige Mutter Erde, die Götter und Geister und alle Wesen, die mit uns sind. Heil Aesir, heilar Asynjur ok öll Ginnheilög god.

Heil Asen, Heil Asinnen und allen hochheiligen Göttern. Heil den Vanen und Disen, Heil den Ahnen. Heil den Kindern und allen die kommen mögen!

Anrufung der Häuser der Götter (Ableitung aus dem Grimnismal der Lieder Edda):

Ich rufe Donar in Bilskirnir, seinem Palast mit den 540 Gemächern.

Ich rufe Uller in Eibental, wo er seinen Saal erbaut hat.

Ich rufe die heitern Götter in Walaskialf, wo Wodan seinen Thron hat.

Ich rufe Frigg in Kleinodheim, mit Wodan trinkt sie alle Tage da selig aus goldnen Schalen.

Ich rufe Wodan in Gladsheim, in Walhalls weiter Halle.

Ich rufe Skadi in Thyrmheim, die dort ihres Vaters alte Veste bewohnt. 

Ich rufe Balder in Breitglanz, die Gegend wo ich Greuel am wenigsten lauern weiß.

Ich rufe Heimdall in Himmelsburg, der Wächter der Götter tinkt in wonnigem Hause süßen Met.

Ich rufe Freyja in Folkwang, dort wählt sie täglich der Wallstatt andre Hälfte.

Ich rufe Forseti in Glastheim, wo er thront und allen Streit schlichtet.

Ich rufe Njörd in Noatun, ohne Mein und Makel waltet er des hohen Hauses.

Ich rufe Widar in seinen Land Widi, da ist der Sohn den Vater zu rächen bereit.

Ihr hochheiligen Götter in Euren Häusern ich habe Euch gerufen, nun schaut heute her in diesen Opferwald und seit zugegen bei unserem heiligen Fest!

 

5. Festrede/Feuerentzünden: Der Ritualleiter (Gode) hält eine Rede zum Anlaß des Festes und ließt ein dazu passendes Kapitel auf der Edda vor. Im Anschluß daran wird das Ritualfeuer entzündet.

Liebe Gäste und Teilnehmer unseres Festes, heute feiern wir das Ernteopferfest und verabschieden uns von der fruchtbaren Jahreszeit. Die Ernte wurde eingebracht und mit Hilfe der Götter haben wir die Geschenke der Erde vermehrt und das Erbe unserer Ahnen bewahrt. Wir danken für die Wärme und das Licht der hellen Jahreszeit, für die Blüten, Früchte und alles Schöne, das wir in dieser Zeit erleben durften. Wir danken für die Gaben der Natur, für die Ernte der Felder und Gärten und alles, was in der hellen Zeiten wachsen und reifen durfte.

Nun folgt die dunkle Jahreshälfte, wo die Nächte länger sind als die Tage, die Zeit in der die Erde ruht, um sich wieder erneuern zu können. Möge das Gute, das uns der Sommer gebracht hat weiterbestehen und möge das Schlechte, das uns widerfahren ist, in der dunklen Zeit abfallen wie die Blätter des Herbstes. 

Feuerentzünden: Brand entbrennt an Brand, bis er zur Erde brennt, Flamme belebt sich an Flamme. Feuer ist das beste dem Erdgebornen und der Sonne Schein. Donar weihe dieses Feuer!

 

6. Runengesang: Am Runengesang sollte im Idealfall die gesamte Gruppe anwesender Personen teilnehmen, denn so lässt sich am besten eine Gruppendynamik und ein Zusammengehörigkeitsgefühl aufbauen. Es werden die drei, speziell zu diesem Fest gehörenden Runen in ihrer Bedeutung vorgestellt, angerufen und anschließend mit zahlreichen Wiederholungen gesungen. Zum Ernteopferfest und seiner Bedeutung gehören folgende Runen:

Raidho: Als Symbol für den Rhythmus des Lebens, sowie immerwährender Ordnung und Gesetzmäßigkeit in allen Dingen, singe ich die Rune Raidho.

Kenaz: Für geistige Erleuchtung, Kenntnis bringendes Feuer, sowie nicht überhebliche Selbstsicherheit singe ich die Rune Kenaz.

Gebo: Für die Harmonie zwischen Geben und Nehmen, unaufdringliche Freundlichkeit und einen selbstbestimmten Lebensweg singe ich die Rune Gebo.

 

7. Gemeinschaftstrank:

Donar, segne dieses Horn als Symbol des Urdbrunnens und nimm es unter Deinen Schutz. Wer beim Trinken Gutes denkt, der bekomme Deine Hilfe. Wer beim Trinken böses denkt, den Treffe Dein Hammer. Wer das Horn entweiht, den treffe Deine Faust. So möge es sein!

Solange man noch nüchtern ist, denkt man oft noch das Schlechte, nachdem man Met getrunken hat, erkennt man schon das Rechte.

Ihr Götter der Asen und Wanen, gebt nun Euren Segen in unseren Met, so wollen wir ehren die Ahnen und das Ihr uns Feiern seht.

 

8. Blot: Folgende Götter sind für dieses Fest von besonderer Bedeutung. Sie werden einzeln mit den hier notierten Sätzen angerufen und erhalten die angegebenen Opfergaben:

Wodan - Göttervater: Wodan, Göttervater, Reiter des achthufigen Rosses Sleipnir, Träger des immer treffenden Speeres Gungnir, Anführer der wilden Jagd und grauer Wanderer in Midgard; wir rufen Dich und erbitten Deine Anwesenheit bei unserem heiligen Fest.

Ich danke Dir, daß Du mir in den letzten Wochen und Monaten mit Deiner Götterkraft allseits zur Seite standest und mir neue Wege und Welten zeigtest. Du gabst mir bereitwillig von Deiner Kraft und Deinem Wissen..., o. ä.

Wodan, grauer Wanderer in Midgard, wir danken für Deine Anwesenheit und Unterstützung.

 

Donar - Wettergott: Heil Dir, Donar, stärkster aller Götter, Beschützer der Bauern, Arbeiter und Knechte, Riesenbezwinger, Besitzer des Zermalmers Mjöllnir, Herr der Weihungen; wir rufen Dich und erbitten Deine Anwesenheit bei unserem heiligen Fest.

-Schutz der Ernte, Schutz vor Unwettern bei Aufenthalten in der Natur, evt. Persönliches-

Donar, gutmütiger Gott, wir danken für Deine Anwesenheit.

 

Freyja - Liebesgöttin: Freyja, Liebesgöttin, Göttin der Fruchtbarkeit, Herrin der Natur und der Natürlichkeit, Verkörperung von Magie und Schönheit. Wir rufen Dich und erbitten Deine Anwesenheit bei unserem heiligen Fest.

 

Freyr - Fruchtbarkeitsgott: Mächtiger Freyr, Glücksbringer, Friedensbringer, edelster der Götter, Beschützer der Liebenden, Du der die Pflanzen gedeihen lässt und reiche Ernten schenkst, wir rufen Dich und erbitten Deine Anwesenheit bei unserem heiligen Fest.

 

Iduna - Jugend, Fruchtbarkeit, Äpfel: Heil Dir Iduna, Hüterin der Äpfel der ewigen Jugend, Schutzgöttin der Heranwachsenden und Herrin über Gesundheit und Verjüngung, wir rufen Dich und erbitten Deine Anwesenheit bei unserem heiligen Fest.

 

Nerthus - Erde, Fruchtbarkeit, Wachstum: Heil Dir, edle Nerthus, Erdgöttin, Ernährerin von Natur und Sippe, Friedensgöttin und Mutter Erde, die das uns nährende Getreide wachsen lies. Wir rufen Dich und erbitten Deine Anwesenheit bei unserem heiligen Fest.

 

Frigg - Muttergöttin, Familie, Ehe: Fürstliche Göttin, Frigga Göttermutter, Du, die Kenntnis der Zukunft hat, Beschützerin der Familien, Bringerin des Kindersegens, Herrin aller Haushalte, Du, die oft unbemerkt durch Midgard zieht. Wir heißen Dich Willkommen bei unserem heiligen Fest, Heil Dir, Frigg.

- Persönliches-

Frigg, fürstliche Göttin, wir danken für Deine Anwesenheit. Möge Deine Güte und Deine schützende Hand auch im nächsten Jahr in unserem Haus zu Heil uns gereichen. Mögen eilende Falken Dir jeden Gram zutragen, damit Du uns beistehen kannst, hab Dank!

 

Ahnen: Heil unseren Ahnen, den heiligen Müttern und Vätern unserer Sippen. Ihr habt die Erde bebaut, die wir von Euch geerbt haben, und unser Land reich und fruchtbar erhalten, zum Heil aller zukünftigen Generationen. Nicht Zerstörer wart ihr, sondern Bewahrer der Erde, die Gabe mit Gabe vergalten. Dies war Euer Heil und Eure Ehre. Uns ist es Erbe und heilige Pflicht. Laßt uns Eure Ehre bewahren, dmait wir teilhaben an Eurem Heil und Euer Stamm blühe, solange die Welt besteht. Heil den Ahnen, wir danken Euch!

 

-dreifaches Hornsignal

 

9. Ausleitung:

Des Hohen Lied ist gesungen in des hohen Halle. Den Erdensöhnen Not, unnütz den Riesensöhnen. Wohl ihm der es kann, wohl ihm der es kennt, lange lebt der es erlernt. Heil allen die es hören.

Der Ring ist gelöst, die Gemeinschaft besteht. Gehe wer da gehen mag, bleibe wer da bleiben mag und folge, wer da folgen mag. Heil sollt ihr fahren, heil sollt ihr wiederkehren, heil sollt ihr bleiben alle Zeit!

 

 

Gouma (Opfermahl): Bei diesem Fest gibt es gebackene Brennesselblätter und somit nochmals etwas frisches aus der Natur, bevor es kalt wird und keine frischen Pflanzen mehr zu finden sind.

 

Bräuche:

1. Milch- und Brotopfer für Geri und Freki, die Wölfe Wodans.

 

 

 

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Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am: 29.09.2013