ARCHÄOLOGISCHES FREILICHTMUSEUM

OERLINGHAUSEN

 

Wo?: Das Archäologische Freilichtmuseum befindet sich in der kleinen Bergstadt Oerlinghausen, etwa 12 Kilometer südöstlich der Bielefelder Innenstadt. Über die Autobahnen A2 und A33 ist Oerlinghausen gut zu erreichen, am einfachsten über die Abfahrt Schloß Holte-Stuckenbrock, der A33. Von dort sind es dann nur noch 4-5 Kilometer bis Oerlinghausen, wo man sogleich Schilder sieht, die den weiteren Weg zum Archäologischen Freilichtmuseum weisen.

Was?: Im Archäologischen Freilichtmuseum (im weiteren immer AFM abgekürzt) wird die Vor- und Frühgeschichte, bezogen auf mitteleuropäische Verhältnisse, im Rahmen eines Rundgangs dargestellt. Diesen Rundgang gibt auch die folgende Dokumentation weitgehend wieder. Beginnend mit den Rentierjägern der Altsteinzeit, über Hütten der Mittelsteinzeit, der Rekonstruktion eines jungsteinzeitlichen Hauses, einem Bronzezeithof, Gebäuden der Eisenzeit, Germanenhäusern der römischen Kaiserzeit, bis hin zu einer sächsischen Hofanlage im frühen Mittelalter, kann man eine kleine Zeitreise durch die Geschichte unserer Vorfahren machen.

 

1. Altsteinzeit:

Vor 12000 bis vor 10000 Jahren: Die Rentierjäger der Altsteinzeit waren noch nicht seßhaft und wohnten bei ihren langen Wanderungen in einfachen Zelten wie diesem, oder nutzten Höhlen und Felsüberhänge.

 

Windschutz im rauhen Klima: In der Tundrenlandschaft, weitgehend ohne größere Bäume, wehten stets heftige Winde. Mehr als dieses einfache Dach über dem Kopf aus Rentierfellen und Holzstangen mit einer Feuerstelle davor, wäre bei den Wanderungen auch kaum zu transportieren gewesen.

 

Warm angezogen: Die Sommerkleidung eines Eiszeitjägers, etwa 23000 v.Chr., bestehend aus Kopfbedeckung, Oberbekleidung, Leggins und mokassinartigen Schuhe.

 

Die Vegetation nach der Eiszeit: Zwergsträucher, Gräser, Flechten und Moose prägten das Vegetationsbild. Größere Bäume als Holzlieferanten für Speere und Zeltstangen waren nur in geschützten Lagen zu finden. Typische Pflanzen waren Zwerg-Birke, Zwerg-Wacholder, Sanddorn, Krähenbeere, Silberwurz, Gemeine Grasnelke und Roter Steinbrech.

 

 

2. Mittelsteinzeit:

Vor 10000 bis vor 7000 Jahren: In der Mittelsteinzeit wurde das Klima wärmer und die Vegatation änderte sich zu Wäldern aus Birken, Weiden und Haselbäumen.

 

Mit dem Wald kamen die Tiere: Die Menschen waren zu dieser Zeit allenfalls saisonal seßhaft und trafen in den Wäldern auf eine steigende Vielfalt an Wild, daß mit Pfeil und Bogen bejagt wurde.

 

Gras und Holz: Die sogenannten Korbhütten wurden aus biegsamen Ästen und Stämmen der damals vorherschenden Gehölze errichtet und wahrscheinlich mit Gras und/oder Reet gedeckt.

 

Eine Korbhütte von innen: Das diese Hütten nicht lange haltbar waren, bedeutete für die nomadischen Völker der Mittelsteinzeit keinen Nachteil. Man verweilte ohnehin nicht lange an einem Ort und hat an einer neuen Lagerstätte kurzerhand neue Hütten gebaut.

 

 

3. Jungsteinzeit:

Vor 7000 bis vor 5000 Jahren: In der Jungsteinzeit, auch Neolithikum genannt, wurden die Menschen in unseren Breiten auf Dauer seßhaft. Eine Erfindung dieser Zeit waren die Langhäuser. Unzählige Bauernhöfe in Norddeutschland beweisen, das die Menschen diesem Prinzip bis heute treu geblieben sind.

 

Herzlich Willkommen: Der Eingangsbereich des Jungsteinzeithauses mit Tierschädel als Verzierung.

 

Jungsteinzeitlicher Lifestyle: Der Blick ins Innere des Hauses zeigt im Vordergrund den Wohnbereich, weiter hinten befindet sich der Stall. Nicht dargestellt sind offensichtlich die Gegenstände des jungsteinzeitlichen Alltags, sowie Schlafstätten.

 

Ab ins Freie: Neben dem Haus befindet sich diese Feuerstelle mit Sitzbänken. Heute werden hier regelmäßig Veranstaltungen abgehalten, in der Jungsteinzeit wurde in der warmen Jahreszeit an solchen Plätzen im Freien gelebt.

 

 

4. Bronzezeit:

Noch ein Bronzezeithof: Ebenso wie beim Bronzezeithof in Uelsen, handelt es sich bei diesem Gebäude um die Rekonstruktion eines Hofes aus der genannten Zeit.

 

Damenmode der Bronzezeit: Ca. 1600 v.Chr. trugen Frauen dieses "Outfit" aus Wollbluse im Kimonoschnitt mit gewickeltem Rock aus gezwirnten Wollschnüren.

 

Archaisches Wohnen: Nicht ohne Grund befinden sich die Schlafstätten in unmittelbarer Nähe zur Feuerstelle.

 

Bronzezeitliche Tafel: An einfachen Bänken und Tischen aus Holz wurde gegessen. Wohl gemerkt nur in der kalten Jahreszeit, ansonsten war es im Freien sicher gemütlicher.

 

Mensch und Tier unter einem Dach: Für die Tiere des Hauses steht im Stallbereich dieser Futtertrog zur Verfügung.

 

Die letzte Reise: Wohlhabende Persönlichkeiten ließen sich in der Bronzezeit Totenhäuser errichten. Der Tote wurde darin mit sämtlichen Grabbeigaben aufgewahrt und dann zusammen mit dem Totenhaus eingeäschert. Nach dem Brand errichtete man Grabhügel über der Feuerstelle.

 

 

5. Eisenzeit:

Kein Durchkommen: Dies ist die Rekonstruktion eines eisenzeitlichen Befestigungswalls.

 

Von der anderen Seite: Wälle wie dieser schützen um 800 v.Chr. zahlreiche germanische und keltische Wallburgen.

 

Kindersachen: Die Sommerkleidung des 3jährigen Jungen besteht aus einem Leinenhemd, das mit einem Gürtel aus feiner Wolle getragen wurde.

 

Das Reich der Götter: Germanen und Kelten sahen in Mooren den irdischen Wohnsitz ihrer Götter. Moore waren heilig und wurden als Opferstätten genutzt, oft bewacht von Götterfiguren wie dieser.

 

Ohne festen Boden: Menschen, die vor Jahrtausenden unabsichtlich, oder auch absichtlich im Moor blieben, wurden in den letzten Jahrzehnten des öfteren als Moorleichen geborgen. Auf diesem Weg geben sie viele Geheimnisse des damaligen Lebens preis.

 

Sicher durch das Moor: Dort wo das Moor nicht zu umgehen war, wurden Wege aus Holzbohlen, sogenannte Bohlenwege angelegt.

 

Hereinspaziert: Beispiel für die eisenzeitliche Bauweise eines Tores für einen Weidezaun.

 

 

6. Römische Kaiserzeit:

Vor 2000 bis vor 1600 Jahren: In der römischen Kaiserzeit herrschte ein günstiges Klima, so daß intensive Landwirtschaft betrieben werden konnte. Diese wurde erstmals straff organisiert. Die Gebäude wurden zusehends aus Stein gebaut und waren größer und komfortabler als zuvor.

 

Täglich Brot: Da Getreide zu dieser Zeit die Hauptnahrungsquelle war, gewann das Brot an Bedeutung und damit entwickelte sich die Backkultur.

 

Im Backhaus: So verwundert es nicht, das zum Backen nun Gebäude errichtet wurden, die speziell dieser Tätigkeit dienten. Im Bild sind ein handbetriebener Mahlstein, diverse Mehltröge und ein Lehmofen.

 

Schneiders Laden: In diesem einfachen Fachwerkhaus wurde die Kleidung hergestellt, d.h. es wurde gesponnen, gefärbt und gewebt.

 

Flachsbreche: Flachsstängel wurden auf den Balken gelegt und mit einem Holz geschlagen, bis sie aufbrachen.

 

Schwerwiegend: Im Bild ist ein sogenannter Gewichtswebstuhl zu sehen, wie er in den ersten Jahrhunderten n.Chr. verwendet wurde. Das Weben unter Verwendung von Gewichten ist schon seit der Jungsteinzeit bekannt.

 

Die Biertrinker: Ein weiteres Gebäude des Museums beinhaltet eine sehr interessante Ausstellung zu Zauberpflanzen und deren Verwendung, z.B. beim altertümlichen Bierbrauen, etc.

 

Kräutergarten: Direkt hinter diesem Gebäude befindet sich der Garten mit Kräutern und Zauberpflanzen. Hier kann der interessierte Besucher die zuvor beschriebenen Pflanzen en Natura begutachten und kennenlernen.

 

Die Kuh des kleinen Mannes: Ziegen gehören zu den ältesten Haustieren der Menschen, ihre Domestikation ist seit gut 10000 Jahren belegt. Ziegen liefern Fleisch, Milch, Haar zum Filzen, Felle, Leder, Horn und Knochen.

 

Ziegenweide: Auf dieser großen Wiese im Freilichtmuseum haben die Tiere reichlich Auslauf und werden artgerecht gehalten.

 

Refugium für Kleintiere: Begrenzt wird die Ziegenweide durch eine Totholzhecke. In ihr finden Vögel und andere Kleintiere Schutz und Lebensraum. Dabei tragen sie Samen ein und fördern den Wuchs einer natürlichen Hecke.

 

Ohne Erklärung: Dieses Gebäude, das sich durch seine schönen Giebelpferde auszeichnet, ist in seiner Funktion leider nicht genau bezeichnet; vermutlich handelt es sich um einen Speicher.

 

Aus einem Fluch wird Schutz: Giebelpferde sind die stilisierte Form der Nidstang, einer Stange mit einem echten Pferdeschädel darauf, die in dieser ursprünglichen Form einen starken Fluch darstellte. Giebelpferde gehen auf diesen Ursprung zurück, sind aber kein Fluch, sondern Schutzgeister für Haus und Hof.

 

 

7. Frühes Mittelalter:

Vor 1100 bis vor 1600 Jahren: Im frühen Mittelalter kommt es zu einer Abkühlung des Klimas in Europa und somit zu zahlreichen Missernten. Die Völkerwanderungen und zahlreiche kriegerische Konflikte sind die Folge.

 

Rauhe Gesellen: Die beschriebenen Umstände veränderten die Gesellschaft und machten sie kriegerischer und patriachalischer. Das Mißfallen darüber weckte insbesondere bei den Frauen Interesse am aufkommenden Christentum und seinen angeblich menschlicheren Werten.

 

Drei Götter: Besonders hoch geschätzt wurden zu dieser Zeit die Götter Wodan, Donar und Ziu, die allesamt sehr kriegerische Eigenschaften verkörpern.

 

Ein Hofherr: Dargestellt ist die Kleidung eines frühmittelalterlichen Hofbesitzers, etwa um 800 n.Chr., bestehend aus Hose mit Kreuzbändern aus Wolle, Unterhemd aus Leinen, Tunika und mit Fibeln geschlossener Rechteckmantel.

 

In den Boden hinein: Grubenhäuser waren typisch für das frühe Mittelalter, sie dienten als Standorte für Webstühle, als Werkstätten, als Lägerhäuser und manchmal auch als Wohnung. Diese Häuser wurden etwa 50-100 cm in den Boden eingetieft und boten somit im Sommer Schutz vor zu großer Hitze und im Winter vor Frost.

 

In der Grube: Das Grubenhaus im Freilichtmuseum zeigt eine Einrichtung als einfache Wohnung, z.B. für Witwen.

 

Wolfskrieger: Neben den sehr bekannten Berserkern gab es auch die Ulfhednar, Wolfskrieger, die im Kampf das Wesen und durch Verkleidung die Gestalt von Wölfen annahmen.

 

Der Krieger Hunger: Hier mag ein Krieger Helm und Schild abgelegt haben, um sich an Apfel, Wurst und Met seinen Hunger zu stillen.

 

Die Macht der Waffen und Runen: Die Waffen dieser Zeit wurden häufig mit Runen verziert, die nicht als Schriftzeichen, sondern als magische Symbole dienten. Das abgebildete Schild trägt die Runen Othala, Wunjo, Algiz und Jera.

 

Beim Schmied: Hier sieht man einen doppelten Blasebalg, der im Wechsel betätigt, für einen andauernden Luftstrom sorgte und hohe Temperaturen ermöglichte. Das Betätigen der Blasebälge wurde häufig von Kindern ausgeführt, die schon in jungen Jahren in die Lehre geschickt wurden.

 

Handwerk: Einige der typischen Werkzeuge eines Schmiedes sind hier zu sehen.

 

Auf heißer Flamme: Die Schmiedekunst hatte im frühen Mittelalter auch hierzulande eine hohe Kunstfertigkeit erworben.

 

Hand- und Kriegswerkzeug: Einige der Produkte aus der Schmiede sind hier zu sehen. Beile, Äxte, Messer und Hämmer für den alltäglichen Gebrauch, aber auch für den Kampf.

 

Schmuckstücke: Zier- und Gebrauchklingen, Talismänner, Amulette und Runen aus der Hand des Schmiedes.

 

Widukinds Halle: Größere Häuser wurden im frühen Mittelalter meist Hallen genannt. Das Foto vom Inneren eines sächsischen Hofes veranschaulicht wohl sehr gut, wie diese Bezeichnung zustande kam.

 

Dezenter Komfort: Zur Zeit der Sachsen gewann auch die Inneneinrichtung der Häuser langsam an Bedeutung und es zeigt sich langsam ein gewisser "Stil" im inneren der Hallen.

 

Schlafstätten: Nur reiche Leute besaßen gezimmerte Betten aus Holz. Der durchschnittliche Mensch nutzte Schlafstellen wie diese, bestehend aus einem großen Tierfell und Decken. Aus eigener, langjähriger Erfahrung kann ich bestätigen das eine solche Schlafstätte nicht nur komfortabel ist, sondern auch dem Rücken gut tut.

 

Saustall: In diesem Gehege des Museums leben die Hausschweine. Gezähmte Wildschweine wurden im frühen Mittelalter langsam zum Hausschwein umgezüchtet.

 

Schwein gehabt: Nachdem die mittelalterlichen Schweinearten längst ausgestorben waren, gelang in den letzten Jahren eine Rückzüchtung dieser halbwilden Schweine.  

 

 

 

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Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am: 31.10.2012