VORRATSHALTUNG

 (Von Sunnhild)

 

Warum?

In heutiger Zeit mag der Gedanke an eine Vorratshaltung von Lebensmitteln abwegig erscheinen, wenn man die gefüllten Supermarktregale betrachtet. Aber selbst die Bundesregierung empfiehlt, daß jeder Haushalt in Deutschland einen 14-tägigen Notvorrat an Lebensmitteln vorhält. Verweis: http://www.ernaehrungsvorsorge.de/de/private-vorsorge/notvorrat/

Die Gründe für eine Vorratshaltung sind vielfältig, ich denke dabei gar nicht an Großkatastrophen wie Reaktorunfälle (das AKW Lingen ist nahe) oder Kriege. Im Falle eines Ausbruchs eines Supervulkanes wie dem Yellowstone oder dem Einschlag eines großen Asteroiden nützt einem ein Notvorrat an Lebensmitteln ohnehin nichts mehr. Ich denke eher im Zuge der derzeitigen Finanzkrise (Oktober 2008) an einen kurzzeitigen Zusammenbruchs des Finanzsystems, d.h. keine Bank zahlt noch Bargeld aus, es wird auch kein Gehalt mehr überwiesen etc. und dummerweise steht man dann ohne Bargeld und mit leeren Kücheschränken da. Mit Schrecken denke ich auch an das Eisregen-Chaos vom November 2005 zurück (http://www.udo-leuschner.de/energie-chronik/051205d.htm), zum Glück waren direkt in Osnabrück die Stromausfälle nach einigen Stunden behoben, im Münsterland waren die Menschen zum Teil fast eine Woche ohne Strom. Auch Orkane wie "Kyrill" im Januar 2007 können die Infrastruktur schädigen und tagelange Stromausfälle verursachen. Da die Supermärke keine großen Lager mehr haben, sondern fast alles in "Just-in-Time-Lieferungen" geliefert wird, können auch Streiks oder Treibstoffknappheit zu leeren Regalen führen.

Sollten in so einer Situation die Geschäfte überhaupt öffnen, wird mit Sicherheit eine angespannte bis aggressive Stimmung vorherrschen, der ich mich weder selber noch meine Kinder aussetzen möchte. Lieber bliebe ich mit der Familie im (mehr oder weniger) sicheren Heim.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch persönliche Finanzkrisen wie der "Das-Geld-ist-vor-dem-Monat-alle-Effekt" oder plötzliche Arbeitslosigkeit, denn es dauert durchaus, bis das erste Arbeistlosengeld oder neue Gehalt überwiesen wird. Auch unerwartete Ausgaben (z.B. Waschmaschine defekt- führt in einem Haushalt mit einem oder mehrerem Kleinkindern zu unhaltbaren Zuständen) können einen Geringverdiener oder Arbeitslosengeld (I oder II) Empfänger vor die Frage stellen, wovon man den Rest des Monats leben soll - Vorsorge ist auf jeden Fall angebracht.

 

 

"Dann gehe ich halt aufs Land..."

Na, die Landbevölkerung wird sich freuen, wenn in Katastrophenfall ein Haufen Städter einfällt und dort von den Ressourcen leben will ...

Im Ernst, eine Flucht sollte gut überlegt sein, für mich gibt es außer einer dauerhaften Verseuchung der Wohnumgebung, beispielsweise durch einen Reaktor- oder Chemieunfall oder im Kriegs-/Bürgerkriegsfall zunächt keinen Grund, die gewohnte Umgebung zu verlassen; mit einem oder mehreren Kleinkindern kann eine Flucht gradezu selbstmörderisch sein.

Die Geschichte zeigt, daß im Krisenfall die Tendenz eher dazu ging, vom Land in die Stadt zu gehen, denn in den Städten wird es irgendeine Art von Notversorgung geben, sei es medizinisch oder mit Nahrungsmitteln, in den Ballungsräumen wird auch im Katastrophenfall am ehesten die öffentliche Ordnung aufrecht erhalten werden (Mir sind Militärpatrouillen und nächtliche Ausgangssperren allemal lieber als Anachie und Plünderungen wie z.B. 2005 in New Orleans nach dem Hurricane "Katrina" - als Mutter ändert man da die Prioritäten).

Wenn man flüchten will, sollte man sich als allererstes überlegen, wohin; wenn man Freunde oder Verwandschaft auf dem Land hat, die bereit sind einen aufzunehmen, könnte dies eine Alternative sein, "ins Blaue hinein" würde ich nur im allergrößten Notfall (s.o.) gehen. Ich erwarte für die nächsten Jahre eher lokal begrenze Probleme wie Infraktrukturschäden / Stromausfälle nach Orkanen oder erneutem Eisregen, auch Schneechaos ist im südlichen Niedersachsen durchaus möglich, wenn auch selten. Dies sind alles Ereignisse, die evtl. unangenehm sind und sich über Tage und Wochen hinziehen können, aber sich durchaus im eigenen Zuhause aussitzen lassen. Im Falle eines Zusammenbruchs des Finanz- oder Witschaftssystems ist es eh egal, wo man sich befindet.

 

Selbstversorgung 

Sollte man das Glück haben, auf dem Land über einen Gemüsegarten + Obstbaum, Katroffelacker und ein paar Hühnern oder Milchvieh zu verfügen, ist man zunächst fein raus, allerdings ist eine komplette landwirtschaftliche Selbstversorgung schon in normalen Zeiten eine Vollzeitaufgabe. Als Städter hat man natürlich immer die Möglichkeit, eßbare Pflanzen in der Natur zu sammeln, nur wird dies auch auf Dauer nicht satt machen. Im Winter und Frühjahr sieht es da auch eher düster aus.

  

Vorratshaltung

Es empfielt sich also aus den verschiedensten Grünen, einen Vorrat an haltbaren Lebensmitteln vorzuhalten. Da wir in den letzen Jahren einige Erfahrungen mit Stromausfällen machen mußte, habe ich mich bei unserer Zusammenstellung auf ungekühlt haltbare Lebensmittel konzentriert, der Gefrierschrank wird im Fall der Fälle abtauen. Natürlich ist meine Zusammenstellung weder "Bio" noch "Öko" noch "Fair Trade", mir geht es daurm, möglichst viel Vorrat für wenig Geld für eine 5köpfige Familie anzuhäufen. Wer über das nötige Kleingeld verfügt, kann sich natürlich mit haltbaren Biolebensmitteln eindecken, auch Vegetarier oder Veganer werden genug Wissen über Nahrungsergänzungen.

 

Mit was bevorraten?

Mit allem, was längere Zeit haltbar ist, um es kurz zu sagen. Dabei sollte man auch die eigenen persönlichen Vorlieben oder die der Familie nicht aus den Augen verlieren. Wenn man von Sauerkraut das kalte Grausen bekommt, hat es keinen Sinn sich 20 Dosen ins Vorratsregal zu stellen, um es ganz platt zu sagen. Des weiteren sollte man auch darauf achten, daß sinnvolle Mahlzeiten möglich sind. Nudeln schmecken ohne Saucen auf Dauer öde, also nicht das Tomatenmark vergessen ...



Kohlehydratquellen

Kohlehydrate machen satt und geben Energie, als Grundlage für eine Mahlzeit kann man nicht genug haben.
Nudeln sind erfreulicherweise günstig (39-49 cent für 500 gr) . Die Haltbarkeit bei Nudeln ohne Ei beträgt ca 2 Jahre, Nudeln mit Ei sind nicht ganz so lange haltbar. Also bitte drauf achten, was man kauft und ggfs. die Nudeln mit Ei zuerst verbrauchen. Nudeln sind auch schnell gar (wenig Brennstoffverbrauch) und auch ohne grosse Kochkenntnisse eßbar zuzubereiten. Im allergrössten Notfall kann man sie sogar ungekocht essen, es gibt bestimmt Tolleres aber möglich ist es. Da es bei der Vorratshaltung auch auf die Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Platzes ankommt, empfehle ich, den größten Teil der Nudeln als Spaghetti zu kaufen. Diese sind am "kompaktesten" gepackt. Da trockene Nudeln auf Dauer doof schmecken, sollte man auch ausreichend Tomatenmark in den Vorrat packen. Die handelsüblichen Tomatenmarktuben sind bis zu 3 Jahren haltbar. Alternativ kann man auch fertige Nudelsaucen kaufen, diese nehmen allerdings mehr Platz weg. Man geht aber schneller einer Fertigsauce aufwärmen als sich hinzustellen und selber eine Sauce zusammenzurühren, die Fertigsauce spart als Brennstoff (und Zeit).
Mehl ist derzeit auch günstig mit 45 cent für 1 kg (handelsübliches Weizenmehl). Mehl ist die Grundlage für Brot oder Fladen, die man bei Stromausfall auf dem Campingsgaskocher backen kann. Für den Fall, daß die Infrastruktur vom Notfall nicht betroffen ist und man den Backofen in Betrieb nehmen kann sollte ausreichend Trockenhefe und Backpulver vorhanden sein. Das Backpulver ist länger haltbar als die Trockenhefe (Trockenhefe ca 1 Jahr, Backpulver ca 18 Monate). Beim Brotbacken muß man dann mit dem Backpulver experimentieren.
Haferflocken haben einen hohen Nährwert und sind mit 35 cent / 500 gr auch sehr günstig. Aus Haferflocken kann Haferbrei gekocht werden, man kann es mit Trockenfrüchten als Müsli essen, zur Not kann man es einfach so essen oder das Mehl beim Backen strecken. Haferflockenplätzchen sind eine nette Leckerei, wenn der Backofen funktioniert und man an Eier kommen kann.
Das Mehl und die Haferflocken verpacke ich beim Einlagern einzeln in Plastiktüten, um es vor Ungezieferbefall zu schützen (Mehlmotten!!) und bewahre es in verschliessbaren Plastikkisten (gibt es bei Ikea) auf.
Reis ist teurer als Nudeln, darf aber auch in keinem Vorrat fehlen. Ob man Kochbeutelreis oder parboiled einlagert, ist erstmal egal, Kochbeutelreis ist schneller gar (spart Brennstoff). Von der Bevorratung mit ungeschälten "Bio"-Reis oder sogen. "Wildreis" rate ich ab, diese Sorten brauchen sehr lange, bis sie eßbar sind und verbrauchen sehr viel Energie beim Kochen.
Kartoffelbrei in Fertig-Pulverform besteht zu 98-99% aus gemahlenen Kartoffeln und ist eine gute Sättigungsbeilage. Er nimmt relativ viel Platz weg, da ich ihn aber gerne esse, habe ihn ihm einen Platz freigeräumt, denn ein bißhen Abwechslung ist im Notfall auch nett. Zur Zubereitung braucht man normalerweise Milch, Kartoffelbrei ist aber auch eßbar, wenn er nur mit Wasser zubereitet wird.



Fette

Fette sind lebensnotwendig und ein guter, schneller Engergielieferant. Man braucht es beim Kochen und Braten, auch Öllampen können im Notfall mit Speisefetten betrieben werden (auch wenns stinkt ...). Am empfehlenswertesten ist die Einlagerung von handelsüblichem Speiseöl. auch überlebungs ist güntiger als Sonnenblumenöl, Olivenöl ist recht teuer. 



Proteinquellen

Protein ist in tierischen Produkten, also in Fleisch- und Fischkonserven vorhanden. Fleischkonserven sind auch erfreulich lange haltbar, Corned Beef und sogen. "Frühstücksfleisch" sind 4-5 Jahre haltbar. Auch Fischkonserven sind lange haltbar. Hier bleibt die Entscheidung, was in den Vorrat paßt, dem persönlichen Geschmack überlassen, ich mag Hering in Tomatensauce lieber als Ölsardinen. Diese Konserven sind aber im Verhältnis zum Inhalt relativ teuer. Also empfiehlt sich die Bevorratung mit getrockenten Hülsenfrüchten, insbesondere Linsen und Erbsen. Leider brauchen grade Linsen lange, bis sie gar sind, dafür nehmen die Packungen wenig Platz weg.



Salz

Salz ist ebenfalls überlebennotwendig und bei längerdaueren Infrastrukturausfällen schwer zu beschaffen. Zum Glück kosten 500gr meist nur 19 cent, ein großer Salzvorrat kann also schnell und billig angeschafft werden. Salz ist unbegrenzt haltbar, sofern es nicht naß wird und auch zur haltbarmachen (Einpökeln) zu verwenden.



Zucker

Zucker ist ein guter Energielieferant und ebenfalls fast unbegrenzt haltbar, wenn er vor Nässe geschützt wird. Auch Zucker ist billig und und zum Haltbarmachen geeignet. Den Zucker bewahre ich genauso wie das Mehl und die Haferflocken eingepackt in Plastiktüten (kleine 20 l Müllbeutel sind wunderbar geeignet) in mit Clips verschliessbaren Ikea-Kisten auf. ("Samla"-45l-Box + dazugehöriger Deckel, nicht wasserdicht).



Obst- und Gemüsekonserven

Konserven haben eigentlich einen besseren Ruf verdient als sie haben. Durch moderen Produktionsverfahren werden die Früchte und Gemüsse erntefrisch verarbeitet und ein Großteil der Vitamine bleiben so erhalten. Natürlich hat frisches Obst und Gemüse viel mehr wertvolle Inhaltsstoffe und auch Tiefkühlkost ist Konserven überlegen, aber dafür sind Konserven länger und vor allem ungekühlt haltbar. Auch hier bleibt es dem persönlichen Geschmack überlassen, was nun eingelagert wird. Viele Obstkonserven enthalten Zucker, sind als Leckerkram-Ersatz und auch als Energiespender nutzbar. Sauerkraut verdient besonderes Augenmerk, da es sehr viel Vitamin C enthält. Mit Erbsen, Bohnen und Linsen in Konservenform läßt sich ein Teil des täglichen Proteinbedarfs decken. Eine Dose Mais warmgemacht mit etwas Salz und Öl ist lecker und macht satt.
Wer über frisches Obst und Gemüse (aus eigenem Anbau) verfügt, kann dieses natürlich einmachen oder einkochen, Eingemachtes ist ebenfalls sehr lange haltbar.



ACHTUNG: Konserven mit nach außen aufgeblähten Deckeln dürfen nicht geöffnet und der Inhalt darf KEINESFALLS gegessen werden. In diesen Konserven kann das Botulismusbakterium enthalten sein, welches die Krankheit Botulismus verursacht. Ohne sofortige intensivmedizinische Behandlung mit dem Gegengift beträgt die Sterblichkeit bei Botulismus >90%!!!
Also: FINGER WEG!!!!!!



Fertiggerichte/Fertigsuppen

Die meisten Fertiggerichte, die man im Supermarkt kaufen kann, sind zwar lange haltbar aber voll mit Konservierungsmitteln, was sich auf den Geschmack niederschlägt. Ein Testessen mit Gulasch aus der Dose endete eher enttäuschend. 
Einigermassen lecker und auch billig sind aber Fertigsuppen. Fertige Erbsen- oder Linsensuppe mit Fleischeinlage kostet bei den meisten Discountern zwischen 59 und 69 Cent, der scharfe Rote-Bohnen-Eintopf, der als "Mexikanischer Feuertopf" oder "Texastopf" verkauft wird sowie Hühner-Nudel und Hühner-Reis-Topf unwesentlich mehr. Auch Dosenravioli sind durchaus eßbar und kosten weniger als 1 EUR / Dose. Der Vorteil dieser Dosensuppen ist, daß sie schon einer fertige Mahlzeit sind, man spart also Zeit und somit Brennstoff bei der Zubereitung sowie die Gewürze. Dosensuppen kann man auch prima strecken, wenn man von Reis oder Nudeln vom Vortag übrig hat, kann man diesen Rest besser in eine Dosensuppe tun als wertvolle Nährstoffe wegzuwerfen. Noch ein bißchen nachwürzen und man hat eine Mahlzeit fertig. 
Für eine Auswahl dieser Fertigsuppen sollte man durchaus ein Plätzchen freiräumen.

 

 

 

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Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am: 11.08.2010