RITUALHYGIENE

 

Unter Begriff Ritualhygiene möchte ich darauf eingehen, welche Verhaltensregeln und Vorbereitungen wichtig sind, um wirkliche spirituelle Erfahrungen zu ermöglichen, bzw. sie nicht unwissend zu vereiteln. In den mehr als 5 Jahren, in denen ich regelmäßig Jahreskreisfeste und andere Rituale abgehalten habe, ist mir immer wieder aufgefallen, daß es bei manchen Feiern zu einer besonders intensiven Spiritualität gekommen ist, während bei anderen Gelegenheiten diesbezüglich so gut wie gar nichts passiert ist. Letztendlich liegt es auch in der Hand, oder besser gesagt im Willen der Götter, ob sie unsere Kontaktaufnahme in Form intensiver spiritueller Erfahrungen erwidern oder nicht; da spielt auch Glück eine bestimmte Rolle.

Dennoch gibt es einige Regeln, die zu befolgen intensive spirituelle Erlebnisse erst ermöglichen, bzw. im Umkehrschluß diese auch vereiteln können, sofern sie nicht befolgt werden. In meiner Anfangszeit als praktizierender Asatruar bin ich an solche Dinge noch völlig unbefangen herangegangen und habe den Erfolg meiner Rituale somit dem Zufall überlassen. Im Laufe der Jahre bemerkt man aber doch das eine oder andere Mal, wo man Fehler gemacht hat und wie es beim nächsten Fest besser handzuhaben ist. Diese Erfahrungen möchte ich an dieser Stelle gerne weitergeben und so vor allem Anfängern einen erfolgreichen Einstieg in die praktische Ausübung der Alten Sitte ermöglichen.

 

Verhaltensregeln auf dem Ritualplatz:

1. Arbeitsverbot: Insbesondere der Gode sollte unbedingt darauf verzichten, am Tag eines Festes oder Rituals alltäglichen Arbeiten nachzugehen, im Idealfall halten sich daran auch die anderen Festteilnehmer. Erfahrungsgemäß ist ein augenblickliches Umschalten von Alltagsproblemen und Alltagsstreß beim Betreten des Heiligtums nicht möglich, da man in Gedanken noch im Beruf ist und negative Einflüsse irgendwelcher Mitmenschen unbeabsichtigt ins Heiligtum trägt.

2. Einstimmung: Die Zeit vor dem Ritual ist zur spirituellen Einstimmung zu nutzen. Dazu kann man sich je nach Jahreszeit in der freien Natur entspannen oder Zuhause harmonische Musik hören, etwas über die Götter und Mythen lesen, ein entspanntes Bad nehmen, meditieren, etc. Im Idealfall schafft man es vor einem Ritual und Fest, sich etwas aus der weltlichen Ebene zurückzuziehen. 

3. Gesundheit: Wer erkrankt ist, sollte auf einer Teilnahme an einem Ritual und Fest auf jeden Fall verzichten. Erkrankungen gehen aus negativen Kräften hervor und stellen eine starke sprituelle Verunreinigung dar. Diese Einflüsse werden die spirituellen Erfahrungen, sowohl für den Erkrankten, als auch für die anderen Festteilnehmer stark einschränken oder ganz vereiteln.

4. Handyverbot: Mobiltelefone und verwandte Gerätschaften haben im Heiligtum nichts zu suchen! Es ist auch nicht ausreichend, diese mit sich zu führen und sie vor dem Ritual auszuschalten; Erfahrungsgemäß werden dabei Fehler gemacht und mitten im Ritual klingelt dann plötzlich doch das Mobiltelefon eines Teilnehmers. Das danach nicht nur die Stimmung einer Feier verloren ist, sondern auch der spirituelle Kontakt zu den Göttern und der Natur liegt auf der Hand.

5. Schweigen: Alltagsgespräche müssen im Heiligtum während der Rituale unterbleiben, da sie von der spirituellen Konzentration und Verbindung zu den Göttern und Naturwesenheiten ablenken und die heilige Ruhe stören. Bei längeren Ritualen obliegt es dem Goden, Pausen einzufügen und kurze, freie Gespräche zwischen den Teilnehmern zu erlauben. Darin sollte er jedoch maßhalten und die Pausen lediglich einer längerfristigen Konzentration auf das Ritual dienen.

6. Thingfrieden: Am Tag des Rituals und der Feierlichkeit sind Streitereien unbedingt zu vermeiden, da sie von einer spirituellen Einstimmung ablenken und den Erfolg des Rituals, sprich den Kontakt zu den Göttern und Naturwesenheiten vereiteln werden. Das gilt insbesondere nach dem Betreten des Heiligtums und während eines Rituals. Der Bruch des Thingfriedens kann als eines der schwersten Vergehen bei der Ausübung der Alten Sitte angesehen werden, denn es wird dadurch nicht nur das Heiligtum entweiht, sondern auch die Götter und alle anderen Anwesenden des heiligen Festes beleidigt.

7. Ungläubige: Personen, die nicht an die germanischen Götter glauben und mit den Regeln der Ritualhygiene nicht vertraut sind, dürfen das Heiligtum nicht betreten. Die Lage des Heiligtums ist vor ungläubigen und andersgläubigen Personen zudem geheimzuhalten. Dieser Punkt bezieht sich auf das Hauptheiligtum einer Sippe, möchten ungläubige Personen als Gäste an einem Ritual teilnehmen eignen sich dafür andere schöne Orte in der Natur, oder auch der eigene Garten.

8. Verunreinigung: Jegliche Verunreinigung innerhalb und in unmittelbarer Nähe zum Heiligtum ist verboten. Teilnehmer eines Rituals haben ihre Bedürfnisse wie Notdurft und Rauchen vor dem Ritual in gebührendem Abstand zum Ritualplatz zu verrichten. Eine Verunreinigung durch die genannten Bedürfnisse, aber auch Abfälle, führt zur Entweihung des Heiligtums.

9. Waffenverbot: Waffen dürfen auf dem Ritualplatz und bei den dortigen Heiligtümern nicht getragen werden, das gilt für einfache Rituale, heilige Feste und auch für Thingveranstaltungen. Waffen ziehen nicht nur den Zorn der Götter aufsich, sondern vertreiben gute wie schlechte Geister aus dem Heiligtum. Darüber hinaus hatte bei unseren Ahnen diese Regel auch ganz praktische Gründe, nämlich durch den Verzicht auf Waffen die Versuchung zu vereiteln, unbeglichene Rechnungen zu tilgen. Da Thingveranstaltungen und heilige Feste damals wie heute oft die einzigen Zusammenkünfte sonst weit auseinanderliegender Sippen sind, wäre die Versuchung sonst entsprechend groß. 

10. Waschen: Das Heiligtum darf nur gewaschen, rasiert und in sauberer und ordentlicher Bekleidung betreten werden, denn von Tacitus ist überliefert, das im Heiligtum die Götter wohnen. Der Respekt den Göttern gegenüber macht es selbstverständlich, ihnen nicht wie ein Lump gegenüber zu treten und sich zuvor zu pflegen.

 

 

 

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Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am: 20.12.2010