GERMANEN

Rekonstruierter sächsischer Hof in Greven-Pentrup.

 

 

Auf dieser Unterseite geht es weniger um den Glauben Alte Sitte, dessen Wurzeln bei den alten Germanen liegen, sondern um die Kultur der germanischen Völker der Antike und des frühen Mittelalters ansich. Diese Informationen sind nicht nur dem reinen Interesse an den alten Völkern und den kulturellen Wurzeln unseres heutigen Glaubens geschuldet, sondern sollen an dieser Stelle insbesondere dazu dienen, für sich selbst festzustellen, ob man einen persönlichen Bezug zur germanischen Kultur hat.

Meiner Auffassung nach ist dies der entscheidende Punkt, der einen heutigen Menschen zum Neu-Germanen macht. Im Gegensatz zur völkischen oder artgläubigen Glaubensrichtung (siehe Unterseite Glaubenrichtungen) spielen regionale Herkunft oder gar Gene hier keine Rolle, sondern nur die Verbundenheit und das Verständnis für die alte und die neue germanischen Kultur. Wer diese Auffassung im Grundsatz teilt, kann anhand dieser Unterseite selbst überprüfen, ob ihm/ihr die germanische Kultur entspricht oder nicht.

Um eine halbwegs klare kulturelle Grenze und Linie zu ziehen, beziehen sich die folgenden Informationen ausschließlich auf die wissenschaftlich belegten Erkenntnisse über die germanischen Völker. Die, sich heutzutage in den unterschiedlichsten Facetten präsentierende, neue germanische Kultur, bleibt auf dieser Unterseite außen vor, findet aber auf vielen anderen Seiten dieser Netzseite Beachtung. 


Es gab niemals ein einheitliches germanisches Volk, sondern eine Vielzahl von Stämmen und Völkern, die große kulturelle, sprachliche und religiöse Übereinstimmungen hatten. Der Name Germanen wurde von diesen Völkern nicht erfunden und auch nicht zur Selbstbeschreibung verwendet. Der Begriff Germane leitet sich ab aus den Worten Ger, was Speer heißt und aus dem Wort Mann. Germane heißt also nichts anderes, als Mann mit dem Speer. So bezeichnete, etwa 55 v.Chr., Julius Caesar einen Stamm in der heutigen Grenzregion von Holland und Belgien. Der Einfachheit halber übertrugen die Römer den Begriff Germane dann auf alle Stämme, die dieser Kulturgemeinschaft angehörten

 

Eisengewinnung: Der Rennofen diente den Germanen von der Eisenzeit (ca.500 v.Chr.) bis ins Mittelalter zur Gewinnung von Eisen. Da dieses nicht in rein metallischer Form vorkommt, muß es in einer chemischen Reaktion aus Eisenerz gewonnen werden. Hierfür wird der aus Lehm gebaute Rennofen mit Holzkohle angeheizt und anschließend schichtweise mit Eisenerz und Holzkohle nachgefüllt. Um eine Temperatur von ca. 1200°C zu erreichen, wird mittels eines Blasebalgs Sauerstoff in den Ofen geblasen. Durch die anfallende flüssige (rinnende) Schlacke erhielt die Rennfeuertechnik ihren Namen. Das Eisen selbst bleibt in Form eines festen, schlackedurchsetzten Klumpens (Luppe) erhalten. Durch mehrfaches Ausschmieden muß das Eisen von der anhaftenden Schlacke befreit werden. Um nach dem Schmelzungsprozeß an die Luppe zu kommen, muß der Ofen zum größten Teil zerstört werden.

 

Lebensraum Wald: Im Gegensatz den Babyloniern, Griechen, Römern und anderen Völkern der Antike, kannten die Germanen keine Städte, sondern lebten in einzelnen Gehöften, Siedlungen und kleinen Dörfern. Die Einwohnerzahlen dieser kleinen Dörfer überschritt niemals die Größe von ca. 250 Einwohnern; von Städten konnte also keine Rede sein. Die germanischen Siedlungen befanden sich in mehr oder weniger großen Lichtungen, die zumeist per Brandrodung in die damals scheinbar unendlichen Urwälder Mittel- und Nordeuropas angelegt wurden. In der Mitte der Lichtungen lagen die Gehöfte, von denen zumeist jedes einzelne durch Zäune und Wälle von den Nachbarn abgegrenzt war. Außerhalb der Dörfer bis zum Rand der Lichtungen waren die Weiden und Felder für Ackerbau und Viehzucht zu finden. Unweit, oder sogar innerhalb dieser Lichtungen befand sich zwangsläufig eine Möglichkeit, um an frisches Wasser zu gelangen, also eine Quelle, ein Bach, ein Fluß, etc. Umgeben wurden diese recht weitläufig verstreut liegenden Siedlungen von den riesigen Wäldern der damaligen Zeit, so das es sich bis auf wenige Ausnahmen immer um ein Leben im und mit dem Wald handelte.

 

Wohnen:

Grubenhaus: In archäologischen Befunden zeigen sich Grubenhäuser als zusammenhängende, zumeist viereckige dunkel Verfärbungen im anstehenden Sand. Bei Ausgrabungen wurden im Inneren solcher Häuser häufig Webstuhlstandspuren nachgewiesen sowie tönernde Webgewichte und Spinnwirtel gefunden. Dies weist deutlich auf die Nutzung zur Textilverarbeitung hin. Durch die Eintiefung der Häuser in den Boden (bis zu 1,00 Meter) wurde eine höhere Luftfeuchtigkeit erreicht, die durch die Abgabe von Bodenfeuchtigkeit entstand. Dies war eine günstige Voraussetzung für die Textilherstellung (besonders für Leinen), weil dadurch die Fäden der Webware geschmeidig gehalten wurden. Gesponnen wurde mit einem einfachen Spinnwirtel. Als Webgerät diente ein senkrechter Gewichtswebstuhl.

Haupthaus: Die Ausbreitung der von Norden kommenden Sachsen begann im 4./5. Jahrhundert n.Chr. und reichte im Süden schließlich bis zur Lippe. Das zu dieser Zeit relativ siedlungsleere Gebiet des heutigen Münsterlands ermöglichte ihnen eine friedliche Landnahme dieser Region, die im 5./6. Jahrhundert n.Chr. abgeschlossen war. Eine sächsische Hofanlage des Frühmittelalters bestand aus einem großen Hauptgebäude und Nebengebäuden, wie Grubenhäusern, Scheunen und Speicher. Die gesamte Hofanlage war mit einem Zaun umgeben und wurde in der Regel auf hochwasserfreien Flußterrassen erreichtet. Charakteristisch für den Hausbau der Sachsen war das sogenannte Hallenhaus. Die leicht nach außen gebogenen Längswände zeigen hier einen für sächsische Häuser dieser Zeit typischen schiffsförmigen Grundriß. Schrägstehende Außenpfosten fangen den Druck des Daches ab, der auf den Wänden lastet und ermöglichen so einen stützenfreien Innenraum. Der Boden im Inneren des Hauses hatte vermutlich einen Lehmbestrich. Ein solches Haus wurde von einer Familie mit wahrscheinlich 8-12 Personen als reines Wohnhaus, oder als Wohnstallhaus genutzt.

Rutenberg: Der Rutenberg ist ein seitlich offenes Gebäude für noch nicht gedroschene Getreidevorräte, andere Feldfrüchte, oder für Heu. Sein Name weist einerseits auf die Konstruktion aus Holzstämmen (Ruten) und andererseits auf die Funktion, Ernteerträge zu bergen, hin. Das Dach ist beweglich und kann entsprechend der Vorratsmengen durch Umstecken der Holzbolzen, auf dem es ruht, in eine höhere oder niedriger Position gebracht werden. Der etwas erhöht eingezogene Boden dient als Schutz vor Feuchtigkeit. Durch das Fehlen der Wände wird das Lagergut ständig durchlüftet, so daß dadurch eine gute Haltbarkeit gewährleistet wird. Dieser Gebäudetyp ist bereits seit über 2000 Jahre bekannt. In manchen Gebieten, wie dem Westmünsterland, werden Rutenberge bis heute genutzt.

Scheune: Im Gegensatz zum Haupthaus hat die Scheune ein Giebeldach. Archäologische Befunde lassen annehmen, daß zwei verschiedene Dachformen innerhalb einer Hofanlage möglich waren. Diese kleine Haus hat als Wirtschaftsgebäude und nicht als Wohnhaus gedient. Untergebracht wurden in so einem Gebäude neben Arbeitsgeräten auch ein Teil der Ernte und die Futtervorräte für den Winter.

 

 

 

  

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Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am: 29.06.2009